Inhaltsverzeichnis
Überbetriebliche Kurse, abgekürzt ÜK, sind eine Besonderheit des Schweizer Bildungswesens und dienen als dritter Lernort im Rahmen der beruflichen Grundausbildung. Schüler/-innen erlernen hier, ergänzend zur Ausbildung im Lehrbetrieb und der Berufsfachschule, grundlegende berufliche Fertigkeiten. Laut dem Schweizer Berufsbildungsgesetz sind die Kurse dabei für alle Lehrlinge gleichermassen verpflichtend, können sich in Dauer, Aufbau und Inhalt jedoch durchaus unterscheiden. Die konkrete Gestaltung der überbetrieblichen Kurse hängt hierbei vom jeweiligen Ausbildungsberuf ab.
Wie die ÜK genau aufgebaut sind, welche Inhalte dabei allgemein vermittelt werden und welchen Nutzen die Kurse stiften, ist in diesem Artikel zu lesen.
Inhaltsverzeichnis
ÜK – Was sind Überbetriebliche Kurse?
ÜK stellen den dritten Grundpfeiler der beruflichen Ausbildung in der Schweizer dar. Sie dienen als Lernort, an welchem der Erwerb wichtiger praktischer Fertigkeiten erfolgt und ergänzen demnach die praxisbezogene und schulische Bildung. Sowohl das Berufsbildungsgesetz als auch die Berufsbildungsverordnung bilden dabei die gesetzliche Grundlage. Diese regeln unter anderem die Organisation, die Zuständigkeiten und die Inhalte der überbetrieblichen Kurse. Je nach gewähltem Ausbildungsberuf umfassen die ÜK dabei unterschiedliche Inhalte und variieren im Umfang.
Wer besucht die ÜK?
Grundsätzlich ist der Besuch der ÜK für alle Auszubildenden obligatorisch. Demnach nehmen alle Personen, die sich in einer Berufsausbildung befinden, verpflichtend an den überbetrieblichen Kursen teil. In welchen Ausbildungsberufen ein entsprechender Kurs dabei erforderlich ist, hängt von der jeweiligen Bildungsverordnung ab. Insbesondere bei handwerklichen sowie medizinischen Lehrberufen sind die ÜK jedoch in der Regel vorgesehen.
Ist allerdings nachgewiesen, dass alle grundlegenden Fertigkeiten bereits in einer betrieblichen Lehrwerkstätte oder einem betrieblichen Bildungszentrum in gleichwertiger Form vermittelt werden, kann die zuständige kantonale Dienststelle einen Betrieb von der Teilnahme an den ÜK befreien. Die Lehrlinge dieses Betriebes müssen somit keinen weiteren Lernort neben der Berufsfachschule besuchen.
ÜK – Organisation
Die Organisation der überbetrieblichen Kurse fällt in den Bereich der beruflichen Grundbildung. Diese wird von drei Verbundpartnern koordiniert:
- den Organisationen der Arbeitswelt
- den Kantonen
- dem Bund
Die Berufsverbände beziehungsweise Branchenorganisationen als Trägerschaften definieren dabei die Bildungsinhalte der überbetrieblichen Kurse und führen diese durch. Konkret festgelegt werden diese für die verschiedenen Ausbildungsberufe hierbei in den Bildungsverordnungen der beruflichen Grundbildung
Die Kantone als weiterer Verbundpartner sind hingegen für den Vollzug der beruflichen Grundbildung verantwortlich. Als Vollzugsorgane dienen hierbei die kantonalen Behörden für die Berufsbildung. Diese haben die Aufsicht über die ÜK und beteiligen sich zudem an deren Finanzierung. Der Bund, genauer gesagt das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), ist für die Regelung und Mitfinanzierung der Berufsbildung zuständig.
Um eine effiziente Bildung und ein Überschneiden von Ausbildungsinhalten in Schule, Betrieb und den überbetrieblichen Kursen zu vermeiden, ist hierbei ein gut abgestimmter Lehrplan notwendig. Die Bildungsverordnungen koordinieren daher detailliert, welche Inhalte zu welchem Zeitpunkt an welchem Lernort erlernt werden. Die ergänzenden überbetrieblichen Kurse finden dabei in der Regel in entsprechenden Kurszentren statt, deren Träger meist die Organisationen der Arbeitswelt sind. Sogenannte Berufsbildner/-innen übernehmen hier die Vermittlung der grundlegenden Fertigkeiten.
ÜK – Inhalte und Dauer
Die Inhalte und die Dauer der ÜK variieren je nach Ausbildungsberuf. Im Allgemeinen erwerben die Lernenden hier jedoch grundlegende Fertigkeiten. Daneben bekommen die Auszubildenden eine Einführung in verschiedene Arbeitsmethoden und werden auf die weiterführende Ausbildung im Lehrbetrieb sowie den Berufsalltag vorbereitet. Durch die Kurse können die Auszubildenden zudem ihren Ausbildungsstand überprüfen. Mit Ausnahme der letzten Hälfte des dritten Lehrjahres, finden die ÜK dabei in der Regel über die gesamte Lehrzeit statt.
Im Falle der Ausbildung zur/-m FaGe sieht das Ausbildungsprogramm beispielsweise drei überbetriebliche Kurse in einem Zeitraum von insgesamt 34 Tage vor. Die Inhalte des ÜK-Ausbildungsprogramms für Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit sehen so unter anderem folgendes vor:
Kurs | Lehrjahr | Inhalte | Dauer |
Kurs 1 | 1. | – Umsetzung von Professionalität und Klientenzentrierung – Pflege und Betreuung – Ausführen medizinal-technischer Verrichtungen – Förderung und Erhaltung von Gesundheit und Hygiene – Alltagsgestaltung – Hauswirtschaftliche Aufgaben wahrnehmen | 15 Tage |
Kurs 2 | 2. | – Umsetzung von Professionalität und Klientenzentrierung – Pflege und Betreuung – Pflege und Betreuung in anspruchsvollen Situationen – Ausführen medizinaltechnischer Verrichtungen – Förderung und Erhaltung von Gesundheit und Hygiene – Alltagsgestaltung – Hauswirtschaftliche Aufgaben wahrnehmen – Durchführung administrativer und logistischer Aufgaben | 15 Tage |
Kurs 3 | 3. | – Umsetzung von Professionalität und Klientenzentrierung – Pflege und Betreuung in anspruchsvollen Situationen | 4 Tage |
ÜK – Kosten
Die Kosten für die ÜK werden sowohl durch die Beiträge der Berufsverbände als auch durch die Kursgelder der Lehrbetriebe und den Bund finanziert. Der Bund und die Organisationen der Arbeitswelt haben hierfür ein Modell geschaffen, welches die Finanzierungsverhältnisse konkret festlegt. Pro Lernende/m und ÜK-Tag wird demnach ein ÜK-Pauschalbeitrag von den Kantonen ausbezahlt. Für das Lehrjahr 2022/23 werden für den Beruf der/-s FaGe beispielsweise 40 Schweizer Franken ÜK-Pauschale pro Teilnehmender/-m gezahlt.
ÜK – Nutzen
Der Nutzen der Überbetrieblichen Kurse liegt vor allem in der fundierten Vermittlung grundlegender Fertigkeiten durch die Verbindung von Theorie und Praxis. So erlernen die Auszubildenden hierbei wichtige Kompetenzen, die ihren Einsatz in den betrieblichen Lehreinrichtungen zusätzlich unterstützen. In den ÜK können die Lehrlinge ihr theoretisches Wissen praktisch üben, um bestmöglich für die berufliche Tätigkeit vorbereitet zu sein. Demnach dienen die ÜK als ergänzendes Bindeglied zwischen Schule und Lehrbetrieb.
Passende Stellenangebote im Gesundheitswesen
Wer aktuell auf der Suche nach einer neuen Stelle im Gesundheitswesen ist, wird bei Medi-Karriere fündig. Hier gibt es FaGe-Jobs, Stellen als Pflegefachfrau / Pflegefachmann sowie Stellenangebote in der Krankenpflege.
- SBFI, Verordnung des SBFI über die berufliche Grundbildung Fachfrau Gesundheit / Fachmann Gesundheit, https://www.becc.admin.ch/... (Abrufdatum: 28.02.2023)
- Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz, ÜK-Pauschalen, https://edudoc.ch/... (Abrufdatum: 28.02.2023)
- SBFI, Gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt, https://www.sbfi.admin.ch/... (Abrufdatum: 28.02.2023)
- Fedlex, Bundesgesetz über die Berufsbildung, https://www.fedlex.admin.ch/... (Abrufdatum: 27.01.2023)
- Fedlex, Verordnung über die Berufsbildung, https://www.fedlex.admin.ch/... (Abrufdatum: 27.01.2023)
- SBFI, Ausbildungsstrukturen, https://www.sbfi.admin.ch/... (Abrufdatum: 27.01.2023)