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Die eigene Augenfarbe ist eines der Merkmale, die einen Menschen so einzigartig machen. Sie sorgt dabei seit jeher für grosse Faszination. Heute vermag ein Blick in die Augen sogar Aufschluss über potenzielle Gesundheitsrisiken zu geben: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse suggerieren einen Zusammenhang zwischen Augenfarbe und bestimmten Erkrankungen.
Wie die Augenfarbe genau entsteht und welche Erkrankungsrisiken es je nach Farbe geben kann, klärt der nachfolgende Artikel.
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Augenfarbe – Vererbung und Entstehung
Unsere Augenfarbe wird bestimmt von der Konzentration des Melanins, das sich auf der Hinterseite der Iris ansammelt. Melanin, ein braunschwarzes Pigment, absorbiert oder reflektiert bestimmte Wellenlängen von weissem Licht, wodurch Aussenstehende die drei Grundaugenfarben Blau, Grün und Braun sehen. Wie viel Melanin produziert wird, hängt von einer Vielzahl genetischer Faktoren ab. Bei geringer Melaninkonzentration erscheint die Iris dabei blau oder grau, bei hoher Konzentration erscheint sie eher grün und braun.
Vereinfacht ausgedrückt beruht die Augenfarbe also auf Lichtbrechungseffekten, die bei verschiedenen Melaningehalten zum Tragen kommen. Deswegen ist es auch durchaus möglich, dass in verschiedenen Bereichen der Iris unterschiedliche Farbschattierungen vorkommen.
Die menschliche Augenfarbe hat dabei ihren Ursprung in drei Genen, die für die häufigsten Farben – Braun, Grün und Blau – verantwortlich sind. Andere Farben wie Grau, Haselnussbraun oder Mehrfachkombinationen sind zurzeit allerdings noch nicht vollständig erklärbar. Denn moderne Studien haben gezeigt, dass die Augenfarbe von Kindern nicht einfach eine Mischung aus den Augenfarben der Eltern ist. Vielmehr besitzt jedes Elternteil zwei Genpaare auf jedem Chromosom und es gibt mehrere Möglichkeiten, wie sich diese genetische Information bei der Farbe der Augen zeigen kann.
Dunklere Farben sind dabei tendenziell dominanter. Blaue Augen hingegen sind eine relativ neue Entwicklung, die auf einer speziellen Genmutation beruht, denn es gibt sie erst seit ungefähr 10‘000 Jahren.
Häufigkeiten
Grundsätzlich betrachtet bietet die Augenfarbe nicht sonderlich viele Variationen: etwa 90 Prozent der Weltbevölkerung hat braune, der Rest blaue, graue oder grüne Augen. Dabei ist Grün mit einem Anteil von 2 Prozent die seltenste Färbung, und kommt vor allem in den irisch-schottischen Gebieten vor.
Auffällig ist die geographische Verteilung der Augenfarbe, denn man beobachtet ein charakteristisches Nord-Süd-Gefälle: während im globalen Süden braune Augen dominieren, gibt es in den nordischen Ländern fast nur blaue Augen. Eine kausale Verbindung zwischen der stärkeren Sonneneinstrahlung im Süden und einer physiologischen Schutzfunktion des Melanins als Filter vor schädlicher Sonnenstrahlung wird dabei vermutet, ist aber derzeit nicht eindeutig bewiesen.
Augenfarbe bei Neugeborenen
Vor allem in Europa haben Babys bei der Geburt oftmals blaue Augen, denn zu diesem Zeitpunkt ist normalerweise noch kein Melanin im Körper vorhanden. Mit zunehmendem Alter und einsetzender Melaninproduktion verdunkelt sich dann auch die Augenfarbe bis hin zu der genetisch festgelegten endgültigen Färbung der Augen. Diese ist normalerweise nach dem dritten Lebensjahr abgeschlossen.
Manche Kinder werden auch mit unterschiedlich gefärbten Iriden geboren. Die sogenannte Iris-Heterochromatie wird in der Regel durch einen gestörten Pigmenttransport in der Entwicklung, ein lokales Trauma in der Gebärmutter oder kurz nach der Geburt, oder eine gutartige genetische Störung verursacht.
Meist ist das Phänomen eine harmlose Laune der Natur, allerdings gibt es auch Fälle, in denen die Heterochromatie auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen kann, beispielsweise das Waardenburg-Syndrom, das mit Hörverlust auf einem Ohr einhergeht, oder eine Dickdarmverengung.
Augenfarbe und Erkrankungen
Doch auch wenn keine Pigmentstörung vorliegt, kann sich der Melaningehalt der Iris auf die Augengesundheit auswirken. Wie sich dies je nach Augenfarbe auswirkt und welche Erkrankungsrisiken sich hierdurch erhöhen oder auch reduzieren, erläutern die nachfolgenden Abschnitte.
Helle Augen – Erkrankungsrisiken
Zum einen schützt das Melanin in der Iris vor dem Einfluss des Sonnenlichts und stellt einen wichtigen UV-Filter dar. Aus diesem Grund sind helläugige Menschen stärker gefährdet, an schwarzem Hautkrebs oder einem sogenannten „uvealen Melanom“ zu erkranken, einem aggressiven Tumor der Aderhaut, der 20 bis 30mal häufiger bei Europäern vorkommt als bei Afrikanern oder Asiaten.
Auch die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) trifft häufiger Menschen mit hellen Augen als solche mit dunklen. Das UV-Licht begünstigt hier die Entstehung von freien Radikalen, oxidativem Stress und die Ansammlung von Abfallprodukten im Bereich der Netzhaut. Ohne den schützenden Einfluss des Melanins sind die Augen diesen schädlichen Einflüssen wehrlos ausgesetzt.
Bei anderen Erkrankungen können helle Augen wiederum einen Vorteil darstellen. Wissenschaftler in den USA stellten beispielsweise fest, dass jene Genvarianten, die für die Augenfarben blau und grau verantwortlich sind, ein deutlich niedrigeres Risiko aufweisen, an Vitiligo, einer Hautkrankheit bei der es zu Pigmentstörungen in Form weisser Flecken (zum Beispiel an den Händen) kommt, zu erkranken.
Dunkle Augen – Erkrankungsrisiken
Dunkle Augen hingegen sind nicht nur mit einer höheren Vitiligo-Gefahr verbunden, sondern erhöhen auch das Risiko, an einer Linsentrübung (Grauer Star / Katarakt) zu erkranken. Eine Theorie hierzu besagt, dass in der vorderen Augenkammer eine umso höhere Temperatur herrscht, je mehr Licht durch die Iris absorbiert wird. Bei dunkler Iris ist demnach mit einer erhöhten Temperaturbelastung zu rechnen, was die Entstehung eines Grauen Stars begünstigt.
Auch das Ergebnis operativer Eingriffe am Auge kann von der Augenfarbe beeinflusst werden. So finden sich bei Hornhauttransplantationen häufiger Abstossungsreaktionen und andere Komplikationen, wenn die Iris dunkel ist. Wissenschaftler vermuten, dass das Melanin entzündliche Prozesse in der vorderen Augenkammer verstärkt und somit das Immungeschehen negativ beeinflusst.
In anderen Bereichen hingegen entfaltet das Pigment protektive Effekte: dunkeläugige Menschen erkranken nicht nur tendenziell weniger häufig an schwarzem Hautkrebs, sondern sind auch deutlich seltener von bösartigen Tumoren im Bereich der Aderhaut betroffen.
Veränderungen in der Augenfarbe
Auch Veränderungen in der Augenfarbe im Laufe eines Lebens können ein Warnzeichen für bestimmte Krankheiten sein. Verändert sich zum Beispiel eine der beiden Iriden ähnlich wie bei der Iris-Heterochromie in einen völlig anderen Farbton, kann es sich möglicherweise um die Fuchs Heterochrome Iridozyklitis handeln, eine gefährliche Entzündung der Regenbogenhaut (Uveitis) im Auge.
Auch der Grüne Star (Glaukom), eine Schädigung des Sehnervs und der Netzhaut durch zu hohen Augeninnendruck, und das Horner-Syndrom, eine neurologische Erkrankung im Rahmen derer ein Teil des autonomen Nervensystems geschädigt wird, können mit einer Verfärbung der Iris einhergehen.
Kleinere Verfärbungen oder Flecken, die an Sommersprossen im Auge erinnern, sind hingegen meist harmlos: die gutartigen Veränderungen treten vor Allem bei älteren Personen auf.
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- Thieme, Irisfarbe als Risikofaktor für Augenerkrankungen, https://natuerlich.thieme.de/... (letztes Abrufdatum: 12.03.2024)
- Deutschlandfunk, Augenfarbe, https://www.deutschlandfunk.de/... (letztes Abrufdatum: 12.03.2024)
- Spiegel, Augenfarbe kann Krankheitsrisiko verraten, https://www.spiegel.de/... (letztes Abrufdatum: 12.03.2024)
- Alles über das Sehen, Augenfarbe: Entwicklung und Veränderung, https://www.allaboutvision.com/... (letztes Abrufdatum: 12.03.2024)