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Das betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hat zum Ziel, die Gesundheit der Beschäftigten zu fördern und zu erhalten. Wie wichtig die betriebliche Gesundheitsförderung dabei ist, zeigt unter anderem ein Blick auf den Job-Stress-Index 2022, der die arbeitsbezogene Belastung von Erwerbstätigen in der Schweiz abbildet. Demnach fühlen sich 28,2 Prozent der Erwerbstätigen überlastet, 30,3 Prozent emotional erschöpft. Der arbeitsbezogene Stress kostet Schweizer Unternehmen rund 6,5 Milliarden Schweizer Franken im Jahr.
Um das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen zu steigern, Absenzraten zu verringern und die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen, setzen bereits knapp 75 Prozent der Schweizer Betriebe Massnahmen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement um. Mehr Informationen zum BGM in der Praxis und den Akteuren in der Schweiz gibt es in diesem Artikel.
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Betriebliches Gesundheitsmanagement – Was ist das?
Unter dem Begriff Betriebliches Gesundheitsmanagement werden Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse zusammengefasst, mit denen Betriebe die psychische und physische Gesundheit ihrer Beschäftigten stärken und erhalten möchten. Ziel ist es, die persönliche Gesundheit aller Mitarbeitenden zu fördern, ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen sowie arbeitsbedingten Unfällen und Krankheiten vorzubeugen.
Zum einen sollen auf diese Weise krankheitsbedingte Absenzen verringert werden, zum anderen soll das BGM auch der Fluktuation von Beschäftigten vorbeugen. Gesunde Mitarbeiter/innen, die sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, tragen nicht nur zu einem positiven Betriebsklima bei, sie haben auch mehr Motivation und tragen somit zusätzlich zum Erfolg des Unternehmens bei. Das betriebliche Gesundheitsmanagement umfasst daher sowohl präventive als auch korrektive Strategien.
Die einzelnen Dimensionen werden hier häufig als Haus dargestellt: Das betriebliche Gesundheitsmanagement bildet dabei das schützende Dach. Das Fundament besteht aus der Betriebsorganisation und Mitarbeiterführung, die das Gesundheitsverhalten der Beschäftigten im Blick haben. Verbunden werden Fundament und Dach hierbei durch die folgenden fünf Säulen:
- Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
- Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)
- Abwesenheitsmanagement und Integration
- Administration: Einbettung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in alle Managementprozesse im Betrieb
- Controlling: Steuerung und Kontrolle aller Massnahmen mit dem Ziel der stetigen Verbesserung
Rechtliche Grundlagen
Eine rechtliche Grundlage für das Betriebliche Gesundheitsmanagement bildet das Unfallversicherungsgesetz (UVG), das die Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern/-innen im Bereich Arbeitssicherheit festlegt. Die Arbeitssicherheit bezieht sich hierbei auf die Prävention von Unfällen und arbeitsbedingten Krankheiten. Weitergehende Regelungen zur Arbeitssicherheit sind im Chemikaliengesetz, dem Produktsicherheitsgesetz sowie den Bundesverordnungen vorgegeben,
Das Arbeitsgesetz (ArG) als weitere rechtliche Basis reglementiert den Schutz der Gesundheit am Arbeitsplatz. Das Ziel ist die Prävention von beruflich bedingten Störungen, die nicht als Unfall oder Berufserkrankung einzuordnen sind.
Betriebliche Gesundheitsförderung und das KVG
Basis für die Betriebliche Gesundheitsförderung als weiteres Element des betrieblichen Gesundheitsmanagements bildet das Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG). Gesetzliche Pflichten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer/innen gibt es in diesem Bereich jedoch nicht.
Betriebliches Gesundheitsmanagement – Bestandteile
Das betriebliche Gesundheitsmanagement mit seinen verschiedenen Bereichen, umfasst entsprechend unterschiedliche Aspekte. In den nachfolgenden Kapiteln werden daher die drei zentralen Bestandteile in einem Überblick erläutert.
Betriebliche Gesundheitsförderung
Die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) als erster Teilaspekt des betrieblichen Gesundheitsmanagements zielt darauf ab, die Belastungen am Arbeitsplatz zu verringern und die Gesundheit der Beschäftigten zu stärken. Entsprechende Massnahmen werden für gewöhnlich von der Personalabteilung in Kooperation mit Betriebsmedizinern/-innen erarbeitet. Die Aktivitäten in diesem Bereich obliegen dementsprechend dem Ermessen des jeweiligen Unternehmens bzw. der Einrichtung.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz liegt der Fokus darauf, Betriebsunfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Dabei werden die im UVG und ArG vorgegebenen Präventionsmassnahmen umgesetzt. In vielen Betrieben gibt es zu diesem Zweck auch einen eigenen Fachbereich.
Abwesenheitsmanagement und Reintegration
Der Schwerpunkt im Bereich Abwesenheitsmanagement und Reintegration liegt darauf, die Gesundheit von verunfallten und erkrankten Beschäftigten wiederherzustellen und sie wieder in den Betrieb zu integrieren. In diesen Aufgabenbereich fällt auch das Case Management erkrankter Arbeitnehmer/innen, für die (zeitweise) ein Ersatz gefunden werden muss. Die in diesem Bereich anfallenden Aktivitäten sind zum Teil gesetzlich vorgegeben, zum Teil obliegen diese jedoch auch dem Ermessen des Betriebes.
Betriebliches Gesundheitsmanagement – Akteure in der Schweiz
In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Akteuren, die Betriebe bei der Einführung und Umsetzung des betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützen. Dazu gehören unter anderem nationale Akteure mit gesetzlichem und politischem Auftrag wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU), das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) und die Gesundheitsförderung Schweiz (GFCH). Diese Stellen bereiten rechtliche Grundlagen vor, koordinieren und evaluieren die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure und erarbeiten zielgruppenspezifische Inhalte für das BGM. Weitere Akteure sind darüber hinaus:
- Akteure mit gesetzlichem und politischem Auftrag, die Koordinations-, Steuerungs- und Aufsichtsfunktion einnehmen
- Ligen, Stiftungen und Vereine für Gesundheitsförderung und Prävention
- Akteure mit Fokus auf berufliche Integration und Wiedereingliederung
- Akteure mit medizinischem Fokus
- kantonale Akteure wie Gesundheitsdepartemente und -ämter, Arbeitsinspektorate und Invalidenversicherungs-Stellen
- regionale Gesundheitsfachstellen
- Versicherer
- Universitäten und Hochschulen
- Gewerkschaften
- Arbeitgeberverbände
- Durchführungsverbände, welche die Anwendung der gesetzlichen Bestimmungen beaufsichtigen
- Fachverbände, Interessengemeinschaften und BGM-Foren
- Trägerschaften von Branchen- und Betriebsgruppenlösungen sowie Anbieter von Modellösungen
Betriebliches Gesundheitsmanagement – Massnahmen
Das betriebliches Gesundheitsmanagement umfasst eine Reihe von einzelnen Massnahmen und Umsetzungsmöglichkeiten. Zum Zweck der betrieblichen Gesundheitsförderung können Betriebe und Einrichtungen zum Beispiel Stressbewältigungskurse für Beschäftigte anbieten, Büroarbeitsplätze ergonomisch gestalten, in den Kantinen besonders gesunde Gerichte zur Auswahl stellen oder Bewegungsangebote während der Arbeitszeit schaffen. Auch das Angebot von flexiblen Arbeitszeitmodellen fällt in diesen Bereich. Da zwei Drittel aller Unfälle in der Freizeit geschehen, bieten einige Unternehmen auch Kurse zur allgemeinen, nichtbetrieblichen Unfallprävention an, um entsprechende Risiken zu minimieren.
Um die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zu gewährleisten, stellen Betriebe und Einrichtungen unter anderem persönliche Schutzausrüstungen (PSA) und geeignete Hebe- und Transportmittel zur Verfügung.
Zu den Massnahmen im Bereich Absenzmanagement und Integration gehören beispielsweise Schulungen, die Führungspersonen auf Präsenz- und Rückkehrgespräche mit Beschäftigten vorbereiten. Ein professionelles Absenzen-Managementsystem erleichtert es hierbei, den Überblick über Krankmeldungen zu behalten und Aufgaben gegebenenfalls umzuverteilen. Weiterhin empfiehlt sich der Einsatz von Case Managern/-innen, die alle Arbeitsabläufe in diesem Bereich koordinieren.
In der Praxis greifen die drei Bereiche des betrieblichen Gesundheitsmanagements ineinander. Wichtig ist hierbei, dass die Beschäftigten bei der Umsetzung der Massnahmen mitwirken. Tragen sie zum Beispiel ihre persönliche Schutzausrüstung nicht oder führen Arbeiten auf nicht-ergonomische Weise aus, gefährden sie trotz entsprechender Massnahmen weiterhin ihre Gesundheit. Zum betrieblichen Gesundheitsmanagement gehört es daher auch, ein Bewusstsein für Gesundheitsförderung und -prävention zu schaffen.
Gesundheitsmanager/in Stellenangebote
Betriebliches Gesundheitsmanagement – Berufliche Möglichkeiten
Wer sich beruflich mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement befassen möchte, kann als Gesundheitsmanager/in tätig werden. Direkt im Unternehmen beschäftigt, erstellen diese ganzheitliche BGM-Konzepte und koordinieren die Umsetzung. Als Mitarbeitende von Krankenkassen, Berufsgenossenschaften und externen Dienstleistern beraten sie ausserdem Unternehmen bei der Einführung und Umsetzung des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Schliesslich besteht noch die Möglichkeit, als selbständige/r Gesundheitsmanager/in in beratender Funktion tätig zu sein.
Die nötige Qualifikation lässt sich dabei zum Beispiel über ein Studium im Fachgebiet Gesundheitsförderung und Prävention erlangen. Fachhochschulen bieten entsprechende Studiengänge mit CAS-Abschluss (Certificate of Advanced Studies) sowie den Master (MAS – Master of Advanced Studies) im Bereich Gesundheitsförderung an. Bei verschiedenen Trägern lassen sich zudem zertifizierte Weiterbildungskurse belegen, zum Teil berufsbegleitend. Viele grosse Schweizer Firmen organisieren auch innerbetriebliche Lehrgänge.
Stellenangebote im Gesundheitswesen
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Häufige Fragen
- Was versteht man unter BGM?
- Was gehört alles zum BGM?
- Warum ist BGM wichtig?
- Ist BGM Pflicht?
Der Begriff betriebliches Gesundheitsmanagement, kurz BGM, umfasst alle Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse in Unternehmen und Einrichtungen, mit denen die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten gefördert werden soll.
Zum betrieblichen Gesundheitsmanagement gehören die Bereiche Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung sowie Abwesenheitsmanagement und Integration. Ausserdem zählen die Administration zur Einbettung des BGM in die betrieblichen Managementprozesse und das Controlling zur Steuerung und Kontrolle der entsprechenden Massnahmen dazu.
Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist für Unternehmen und Einrichtungen wichtig, da gesunde Mitarbeiter/innen leistungsfähiger sind und ihrem Betrieb länger treu bleiben. Ein an den Betrieb angepasstes BGM reduziert krankheits- und unfallbedingte Absenzen und somit auch die damit verbundenen Kosten.
In den Bereichen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind die Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer/innen durch das Unfallversicherungsgesetz und das Arbeitsgesetz vorgegeben. Für die betriebliche Gesundheitsförderung gibt es hierbei jedoch keine gesetzlichen Vorgaben.
- Arbeitssicherheit Schweiz, Betriebliches Gesundheitsmanagement, https://www.arbeitssicherheitschweiz.ch/... (Abrufdatum: 17.11.2022)
- Bildung Schweiz, Betriebliches Gesundheitsmanagement, https://www.bildung-schweiz.ch/... (Abrufdatum: 18.11.2022)