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Die Bezugspflege ist ein wichtiges Thema, wenn es um die Pflege von älteren Menschen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen geht. Hierbei geht es im Wesentlichen darum, dass eine bestimmte Pflegefachperson, die sogenannte Bezugspflegeperson, sich um die Bedürfnisse und Anliegen der Patienten/-innen während eines Spitalaufenthalts oder beispielsweise in Seniorenheimen kümmert. Diese Form der Pflege ermöglicht daher eine individuellere Betreuung der Pflegebedürftigen und kann somit zu einer höheren Pflegequalität beitragen.
Dieser Beitrag befasst sich dabei ausführlich mit dem Konzept der Bezugspflege und diskutiert Vorteile sowie Herausforderungen dieser Pflegeform.
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Bezugspflege – Definition
Definieren lässt sich die Bezugspflege als eine Pflegeform, die sich auf die individuelle Betreuung und Begleitung von Patienten/-innen oder Pflegebedürftigen konzentriert. Der Begriff „Bezug“ bezieht sich dabei auf die enge Beziehung zwischen Pflegefachperson und Patient/in, die durch die feste Zuordnung dieser zueinander entsteht. Im Rahmen der Bezugspflege übernimmt dementsprechend eine Pflegefachperson die Verantwortung für die individuelle Versorgung und Betreuung eines oder mehrerer Pflegebedürftiger von der Aufnahme bis zur Entlassung. Dabei steht die ganzheitliche und individuelle Betreuung im Vordergrund.
Ziel ist es, eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Patient/in und Fachkraft aufzubauen, um so eine bestmögliche Versorgung sicherzustellen. Die Bezugspflege ist somit ein wichtiger Bestandteil der Pflege und trägt zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität bei, da sie sich als personalisierte Pflege auf die Bedürfnisse des/-r einzelnen Patienten/-in konzentriert und eine enge Bindung zwischen Bezugsfachkraft und Patient/in ermöglicht.
Abgrenzung zu anderen Pflegesystemen
Die Bezugspflege als Pflegeform ist dabei von anderen Pflegesystemen abzugrenzen. Im Gegensatz zur Funktionspflege, bei der es vor allem um die zu erledigen Tätigkeiten und deren Zuordnung zu bestimmten Mitarbeitern/-innen geht, legt die Bezugspflege den Fokus auf die individuelle Betreuung und Begleitung. Eine weitere wichtige Unterscheidung zu anderen Pflegesystemen ist die feste namentliche Zuordnung einer Fachperson zu einem/-r Patienten/-in oder auch mehreren Pflegebedürftigen.
Im Gegensatz dazu kann in der Bereichspflege die Pflegefachperson für verschiedene Aufgaben in einem festgelegten und vorab definierten Bereich zuständig sein, nicht aber für exakt genannte Patienten/-in.
Die verschiedenen Pflegesysteme
In der Pflege stehen verschiedene Pflegesysteme zur Auswahl. Diese können entsprechend ihres Aufbaus in zwei Organisationsformen unterschieden werden: funktionsorientierte und patientenorientierte Pflegeprinzipien. Ersteres umfasst die Funktionspflege, wohingegen die patientenorientierten Prinzipien mit ihrer ganzheitlichen Orientierung sowohl die Bezugs- und Bereichspflege als auch das Primary Nursing umfassen.
Bezugspflege – Formen
Die Bezugspflege kann in verschiedener Form erfolgen. Ein Beispiel ist die Eins-zu-Eins-Pflege, bei der eine Pflegefachkraft ausschliesslich für eine Person zuständig ist. Diese Form der Bezugspflege eignet sich dabei besonders für Menschen, die eine intensive Betreuung benötigen oder die aufgrund ihrer Erkrankung eine hohe Nähe und Vertrautheit benötigen. Die Pflegefachkraft kann jedoch auch für mehrere Personen zuständig sein. Hierbei kann es sich zum Beispiel um die Mitglieder einer Wohngruppe in einem Pflegeheim handeln. Die Pflegefachperson kümmert sich in diesem Fall um die individuellen Bedürfnisse der ihr zugeteilten Bewohner/innen und versucht, ein harmonisches Zusammenleben zu fördern.
Eine andere Variante der Bezugspflege ist die familiäre Bezugspflege, bei der Angehörige oder enge Freunde/innen des/-r Pflegebedürftigen die Pflege übernehmen. In dieser Form der Bezugspflege wird entsprechend oft eine besonders enge und vertraute Beziehung zwischen den Beteiligten aufgebaut.
Primary Nursing
Eine Sonderform der Bezugspflege als Pflegesystem ist das sogenannte „Primary Nursing“ welches Ende der 1960er Jahre von Marie Manthey in den USA entwickelt wurde. Beide Pflegesysteme haben dabei viele Gemeinsamkeiten, denn bei beiden Systemen wird für den gesamten stationären Aufenthalt eine feste Pflegeperson benannt, die für die Pflege eines/-r konkreten Patienten/-in fest zuständig ist.
Der Hauptunterschied der Bezugspflege zum Primary Nursing, ist häufig allerdings die Aufteilung in verschiedene Bezugspflege-Teams. Dies ist in den meisten Fällen mit der Arbeit im Schichtsystem begründet. Dadurch ist nicht der gesamte stationäre Aufenthalt durch ein und dieselbe Person, sondern schichtabhängig durch mehrere gleichbleibende Fachkräfte abgedeckt.
Beim Primary Nursing hingegen ist eine festgelegte Pflegefachperson über den gesamten Aufenthaltszeitraum für die Versorgung eines/-r Patienten/-in verantwortlich. Die auch als Primary Nurse bezeichneten Pflegekräfte übernehmen dabei die pflegerischen Tätigkeiten in der Regel selbst, sofern dies zeitlich möglich ist.
Bezugspflege – Aufgaben
Im Allgemeinen gehören zu den Aufgaben der Bezugsfachpersonen im Rahmen der patientenorientierten Bezugspflege folgende Tätigkeiten:
- Organisation
- Dokumentation
- Kommunikation
- Grundpflege
- Medizinische Versorgung
- Betreuung
Ein wichtiger Aufgabenbestandteil im Arbeitsalltag der Pflegefachpersonen ist die Pflegeplanung und Organisation der Pflege sowie des Pflegeprozesses. Ausserdem koordiniert die Pflegekraft gegebenenfalls weitere Dienstleistungen wie zum Beispiel Arztbesuche oder Therapiesitzungen und stimmt sich mit dem weiteren zuständigen Pflegepersonal ab.
Wie auch in anderen Bereichen der Pflege gehört auch bei der Bezugspflege die Dokumentation zum Arbeitsalltag als Bezugspflegeperson. Hierbei wird regelmässig der Gesundheitszustand des/-r Pflegebedürftigen sowie der Pflegefortschritt festgehalten.
Daneben erledigen die Fachkräfte Aufgaben im Bereich der Kommunikation. Die Pflegefachkraft ist dabei nicht nur ein/e wichtige/r Ansprechpartner/in für die Patienten/-innen und deren Angehörige, sondern steht auch für Fragen und Gespräche zur Verfügung und tauscht sich mit den übrigen Beteiligten aus. Weiter nehmen die Fachpersonen an relevanten Terminen wie zum Beispiel Visiten und Besprechungen teil.
Bei der Grundpflege kümmert sich die Pflegefachperson um die Grundbedürfnisse des/-r Patienten/-in wie beispielsweise Körperpflege, Ernährung, Mobilität und Inkontinenzversorgung. Ausserdem ist die Fachperson für die medizinische Versorgung zuständig und unterstützt unter anderem bei der Einnahme von Medikamenten, Verbandwechseln, Blutzuckermessung oder anderen medizinischen Massnahmen, die vom ärztlichen Personal verordnet wurden.
Zu den Betreuungsaufgaben zählen weiterhin die Fürsorge bei den sozialen Bedürfnissen des/-r Pflegebedürftigen und das Anbieten von Unterstützung bei der Alltagsbewältigung, der Freizeitgestaltung und der Kontaktpflege mit Familien und Freunden/-innen.
Bezugspflege – Vorteile
Der grösste Vorteil bei der Bezugspflege ist die enge Bindung zwischen Patienten/-innen und zugewiesenem Pflegefachpersonal. Dadurch entsteht in der Regel schnell ein Vertrauensverhältnis, welches sowohl in der Kommunikation mit dem ärztlichen Personal als auch im Kontakt mit den Angehörigen viele Vorteile mit sich bringt.
Die Bezugspflegeperson besitzt ausserdem umfangreiches Wissen zu dem/-r Pflegebedürftigen und kann dieses entsprechend im gesamten Pflegeprozess anwenden. Weiterhin können hierdurch individuelle Bedürfnisse berücksichtigt und erfüllt werden, was die Gesamtqualität der Pflegeleistung in der Regel steigert. Die Kontinuität, die durch die klare Zuständigkeit ermöglicht wird, ist ebenfalls ein Vorteil der Bezugspflege.
Bezugspflege – Nachteile
Die Bezugspflege kann jedoch auch Nachteile mit sich brignen. Beispielsweise kann es einzelnen Pflegefachpersonen schwerer fallen, eine professionelle Distanz zu den Patienten/-innen zu wahren, da von Beginn an ein enger Kontakt zueinander besteht. Auch kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn die „Chemie“ zwischen pflegebedürftigen oder kranken Patienten und Patientinnen und Pflegefachperson nicht stimmt.
Ein organisatorischer Nachteil, der beim Konzept der Bezugspflege entstehen kann, ist beispielsweise der Ausfall der Pflegefachperson im Krankheitsfall.
Passende Stellenangebote im Gesundheitswesen
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- GZO AG Spital Wetzikon, Bezugspflege, https://www.gzo.ch/... (Abrufdatum: 27.06.2023)
- Deutscher Pflegering, Bezugspflege, https://www.pflegering.de/... (Abrufdatum: 27.06.2023)
- Thieme, Organisation, Management und Recht, https://www.thieme.de/... (Abrufdatum: 27.06.2023)
- pqsg, Standard „Bezugspflege in der stationären Pflege“, https://www.pqsg.de/... (Abrufdatum_ 27.06.2023)
- Medirocket, Primary Nursing & Bezugspflege einfach erklärt!, https://www.medirocket.de/... (Abrufdatum: 27.06.2023)