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Das sogenannten „Broken-Heart-Syndrom“ tritt beispielsweise durch die emotionale Belastung nach einer Trennung auf. Hierbei haben Betroffene zunächst einmal mit ähnlichen, besorgniserregenden Symptomen wie bei einem klassischen Herzinfarkt zu kämpfen. Allerdings unterscheidet sich diese emotional ausgelöste, erworbene Herzmuskelerkrankung in einigen Punkten grundsätzlich vom Infarkt.
Wie genau es zu einem Broken-Heart-Syndrom kommt, wie dieses diagnostiziert wird und welche Symptome darauf hindeuten können, wird in diesem Artikel erläutert.
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Broken-Heart-Syndrom – Definition
Das Broken-Heart-Syndrom, oder übersetzt auch “Gebrochenes-Herz-Syndrom”, ist eine Erkrankung, die im ersten Moment exakt dieselben Symptome aufweist, wie ein Herzinfarkt. Allerdings ist die Entstehungsgeschichte eine andere, denn das Broken-Heart-Syndrom (klinisch auch “Tako-Tsubo-Kardiomyopathie” genannt) kann als Folge einer stark emotionalen Situation entstehen. Tatsächliche Störungen in der Durchblutung des Herzmuskelgewebes, wie beim regulären Herzinfarkt, gibt es dabei nicht. Im Gegensatz zu diesem heilt das Broken-Heart-Syndrom auch meist fast vollständig wieder ab.
Nichtsdestotrotz sollte man die Ernsthaftigkeit nicht herunterspielen, denn in den meisten Fällen ist die Pumpfunktion der linken Herzkammer massiv eingeschränkt, was Komplikationen mit sich bringen kann. Dabei lässt sich festhalten, dass ungefähr ein bis zwei Prozent aller Patienten/-innen mit einem akuten Koronarsyndrom (Sammelbegriff für herzassoziierte Brustbeschwerden) von einem Broken-Heart-Syndrom betroffen sind. Am häufigsten tritt dieses ausserdem bei Frauen nach der Menopause auf.
Klinische Bezeichnung des Broken-Heart-Syndroms
Untersucht man Patienten/-innen mit einem Broken-Heart-Syndrom per Ultraschall, so sieht das Herz am Ende der Auswurfphase wie ein Krug mit einem kurzen Hals aus. Diesem Umstand hat das Krankheitsbild seinen klinischen Namen "Tako-Tsubo-Kardiomyopathie" zu verdanken, denn das Aussehen ähnelt der japanischen Tintenfischfalle "Tako-Tsubo". Eine andere Alternative Bezeichnung ist ausserdem der Begriff Stress-Kardiomyopathie.
Broken-Heart-Syndrom – Ursachen
Hauptursache für das Tako-Tsubo-Syndrom sind heftige emotionale Situationen, seltener allerdings auch physische Stresssituationen, wie zum Beispiel ein Asthmaanfall oder ein Schlaganfall. Mögliche emotionale Ereignisse, die zu einem Broken-Heart-Syndrom führen können, sind unter anderem:
- eine Trennung
- der Tod von nahestehenden Personen
- traumatische Ereignisse, wie beispielsweise Naturkatastrophen oder Verbrechen
- Kündigungen
Neben diesen belastenden Faktoren gibt es auch Fälle, bei denen die Krankheit durch mehr oder weniger positiven Stress entstanden ist. Dazu gehören etwa ein Geburtstag, ein Lottogewinn oder eine Hochzeit. Derartige Auslöser sind jedoch weitaus seltener als die erwähnten negativen Faktoren. Darüber hinaus halten Forscher auch eine genetische Veranlagung für das Broken-Heart-Syndrom für möglich.
Während man bisher einige der Ursachen bereits relativ genau identifizieren konnte, besteht über den genauen Mechanismus, der im Körper abläuft, aktuell noch Unklarheit. In der Diskussion als Auslöser für ein gebrochenes Herz befinden sich dabei momentan Gefässkrämpfe in den Herzkranzgefässen oder auch überschiessende Stimulationen des sympathischen Nervensystems (für die “Fight-or-Flight-Reaktion” verantwortlich).
Risikofaktoren
Als Risikofaktoren für das Tako-Tsubo-Syndrom kann man allgemein zwei Aspekte benennen. Zum einen ist hier ein hohes Stresslevel zu erwähnen, welches sich in den Hormonkonzentrationen im Blut widerspiegelt. Hierbei sind vor allem die sogenannten “Katecholamine”, wozu die Stoffe Adrenalin und Noradrenalin gehören, überdurchschnittlich erhöht. Untersuchungen haben ergeben, dass bei eingelieferten Patienten/-innen mit der Diagnose eines Gebrochenen-Herzen-Syndroms die Katecholamine im Blut etwa zwei bis drei Mal so hoch waren wie bei anderen Fällen von akuten Herzinfarkten. Die Spiegel im Blut waren darüber hinaus sogar sieben bis 34 Mal so hoch wie bei gesunden Menschen.
Zum anderen hängt wahrscheinlich auch der Spiegel der weiblichen Sexualhormone unmittelbar mit dem Risiko am Broken-Heart-Syndrom zu erkranken, zusammen. Hierbei ist vor allem das Hormon Östrogen zu nennen, welches eine gewisse Schutzwirkung auf das Herz ausüben kann. Bei Frauen nach der Menopause sind die Hormonlevel von Östrogen im Körper allgemein erniedrigt, was wiederum eine Begründung für das gehäufte Auftreten der Erkrankung bei Frauen nach den Wechseljahren darstellen könnte.
Broken-Heart-Syndrom – Symptome
Die Symptome beim Broken-Heart-Syndrom ähneln in vielerlei Hinsicht denen eines akuten Herzinfarktes. Darunter fallen beispielsweise Atemnot, Engegefühl in der Brust und stärkste Brustschmerzen (bis hin zu einem Vernichtungsschmerz) sowie niedriger Blutdruck bei gesteigertem Pulsschlag. Auch Schweissausbrüche, Übelkeit und Erbrechen zählen zu möglichen Anzeichen.
Da bei dieser Krankheit vor allem die linke Seite des Herzens betroffen ist, können darüber hinaus auch Symptome einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) auftreten, wie zum Beispiel Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge, sogenannte Lungenödeme. In der Regel bilden sich diese jedoch recht schnell wieder zurück; in Ausnahmefällen kann es aber auch zu ernsthaften Komplikationen kommen.
Gesundheitliche Folgen
Auch wenn das Broken-Heart-Syndrom in einem Grossteil der Fälle recht harmlos und ohne gravierende Folgen für die Gesundheit verläuft, sind im Einzelfall auch schwerwiegendere Symptome möglich. Dazu gehören etwa lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) oder ein herzbedingter Schockzustand, da das geschwächte Herz zu einer Unterversorgungssituation im Körper führt. Die Sterblichkeitsrate in einem Spital von Patienten/-innen mit dem Tako-Tsubo-Syndrom liegt zwischen null und acht Prozent und ist damit gegenüber den Werten für Herzinfarkte reduziert. Letztlich beträgt jedoch die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Wiederauftreten des Syndroms bei Betroffenen circa zehn Prozent.
Broken-Heart-Syndrom – Diagnose
Aufgrund der sehr ähnlichen Symptome eines Herzinfarktes und des Broken-Heart-Syndroms, wird in den meisten Fällen zu Beginn der Einweisung in ein Spital der Verdacht auf einen regulären Herzinfarkt fallen. Tatsächlich ähneln sich auch in diagnostischer Hinsicht einige Parameter sehr stark. Mithilfe von geeigneten Routineuntersuchungen kann man beide Herzerkrankungen jedoch klar voneinander abgrenzen. In der folgenden Tabelle sind daher einige der gängigsten kardiologischen Untersuchungsmethoden dargestellt sowie in welcher Art und Weise damit die Diagnose eines Tako-Tsubo-Syndroms gestellt werden kann.
Untersuchungsmethode | Typischer Befund |
Echokardiografie (Ultraschall) | Bewegungsstörungen im Bereich der linken Herzkammer (vor allem um die Herzspitze herum), dort bewegungsarme und aufgeblähte Herzmuskulatur; sichtbare Flüssigkeitsansammlung in der Lunge |
Elektrokardiogramm (EKG) | Ähnlich wie bei Infarkt, typische Zeichen einer Minderversorgung mit Sauerstoff, allerdings Änderung der Aufzeichnung in allen Ableitungen des EKG |
Blutbild | Klassischerweise Erhöhung der Werte Troponin und Creatin-Kinase (jedoch ist der Anstieg geringer als beim Infarkt) |
Angiografie (Radiologische Gefässdarstellung) | Meist mit Herzkatheter, CT und MRT mit Kontrastmittel sind jedoch auch möglich; kein Zeichen von Verengungen / Verschlüssen der Herzkranzgefässe (Unterschied zu Infarkt!) |
Gespräch | Vorangegangene, intensive Stresssituation |
Krankheitsverlauf
Allgemein sollte betont werden, dass das Syndrom als Krankheit im Vergleich zu anderen Erkrankungen des Herzmuskels eine gute Prognose besitzt. In den meisten Fällen bilden sich die Symptome bereits in den ersten Stunden wieder zurück. Dauerhafte Schädigungen sind zudem recht selten. Darüber hinaus ist auch die eingeschränkte Herzfunktion im Regelfall nach wenigen Tagen bis Wochen wieder auf einem normalen Niveau.
Broken-Heart-Syndrom – Behandlung
Dem geschuldet, dass das Broken-Heart-Syndrom als solches noch nicht allzu lange bekannt ist, gibt es in der Klinik noch keine wirklich bewiesenen Empfehlungen für eine geeignete Therapie. Häufig findet direkt nach der Aufnahme im Spital zunächst einmal eine Überwachung auf der Intensivstation statt, um die erwähnten Komplikationen beobachten und im Notfall direkt darauf reagieren zu können.
In der Akutbehandlung wird das Syndrom medikamentös ähnlich eines Herzinfarktes versorgt. Eine Langzeittherapie kann des Weiteren zum Beispiel mit beta-Blockern geschehen, welche die Funktion des sympathischen Nervensystems hemmen. Bei bestehenden Angstzuständen können zusätzlich auch sogenannte “Anxiolytika” Anwendung finden, wobei es sich gewissermassen um Beruhigungsmittel zur Angstreduzierung handelt.
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- Amboss, Broken-Heart-Syndrome, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 19.01.2023)
- Amboss, Akutes Koronarsyndrom, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 19.01.2023)