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Nur wenige andere haben in so grossem Masse zum Fortschritt der chirurgischen Disziplin beigetragen wie César Roux. Der Schweizer hat ab Ende des 19. Jahrhunderts einige wegweisende operative Verfahren entwickelt, die noch bis in die Gegenwart Anwendung finden. Zudem war Roux der erste Inhaber des Lehrstuhls an der frisch gegründeten Universität von Lausanne und hat in dieser Position massgeblich dazu beigetragen, dass man die Stadt damals als das “Mekka der Medizin” bezeichnete. In diesem Artikel soll daher ein umfassender Blick auf das Leben des Schweizer Chirurgen César Roux geworfen werden.
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César Roux – Biografie
César Roux wurde am 23. März 1857 als achtes von elf Kindern in eine verhältnismässig arme, bürgerliche Familie aus dem Dorf Mont-la-Ville (Westschweiz) hineingeboren. Nach Abschluss des Gymnasiums verschrieb er sich voll und ganz der Medizin und investierte sehr viel Zeit in diese Passion. Recht früh in seiner ärztlichen Laufbahn traf er dabei auf seinen Mentor Theodor Kocher, welcher im Jahr 1909 als erster Chirurg überhaupt einen Nobelpreis erhielt. Im Folgenden sind die wichtigsten Ereignisse von Roux’ Lebenslauf dargestellt.
Zeitraum | Ereignis |
1875 | Abitur in Lausanne |
1875/76 | Studium der medizinischen Propädeutik in Lausanne |
1876 | Tod des Vaters |
1876 – 1880 | Medizinstudium in Bern, zeitgleich Assistent für Pathologie, Physiologie und Anatomie |
1880 | Promotion (“Beiträge zur Kenntnis der Aftermuskulatur des Menschen”) |
1880 – 1883 | Chirurgische Assistenz bei Theodor Kocher |
1883 | Eröffnung einer allgemeinmedizinischen Praxis in Lausanne |
1884 | Heirat mit Anna Bégoune (russischstämmige Medizinstudentin) |
1884 – 1888 | Lehre der Gerichtsmedizin an der juristischen Fakultät der Universität Lausanne |
1887 | Chefarzt der Chirurgie im Kantonsspital |
1890 | Professur an der chirurgischen Universitätsklinik Lausanne |
1896 | Eröffnung einer Privatklinik in Lausanne |
1926 | Rückzug aus dem klinischen Berufsleben |
21.12.1934 | Tod während einer Sprechstunde in seiner Praxis |
César Roux – Bedeutung für die Chirurgie
Im Rahmen seiner 50-jährigen Schaffenszeit als Arzt, davon 39 Jahre am Kantonsspital und Universitätsklinikum von Lausanne, konnte Roux unzählige Male seine operative Vielseitigkeit und Begabung auf diesem Gebiet unter Beweis stellen. Zu seinen meisterhaften Fähigkeiten als Operateur kam zudem ein unerschöpflicher Ideenreichtum, was letztendlich in der Kreation und Anwendung einiger neuer Operationsverfahren mündete, welche zum Teil bis in die Gegenwart kontinuierlich Anwendung finden.
Appendektomie
Die Operation zur Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes des Blinddarms (Appendektomie) wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch selten durchgeführt und galt zudem als sehr riskant. Roux jedoch entwickelte eine verbesserte Operationsmethode und führte diese erfolgreich durch. Er berichtete über seine Erfahrungen und Erfolge hierbei in einer Reihe von wissenschaftlichen Publikationen, die dazu beitrugen, die Operation als Standardbehandlung zu etablieren. Durch Roux’ Arbeit wurde die Methode dabei sicherer und effektiver und trug wesentlich dazu bei, die Sterblichkeitsrate bei Blinddarmentzündungen zu senken.
Ösophagojejunogastrostomose
Die Methode der Ösophagojejunogastrostomose wendete César Roux im Jahre 1906 zum ersten Mal erfolgreich an, indem er einen zwölfjährigen Patienten mit einer unüberwindbaren Verengung der unteren Speiseröhre behandelte. Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Verfahrens nach Walther Kausch, ein deutscher Chirurg jener Zeit.
Roux verwendete im Rahmen dieser OP ein isoliertes Stück des Zwölffingerdarms, um damit eine Verbindung zwischen der oberen Speiseröhre und dem unteren Teil des Magens herzustellen. Somit konnte die verengte Stelle der Speiseröhre durch eine Darmschlinge ersetzt werden, was die erste wirklich brauchbare Ösophagusplastik darstellte.
Die Roux-Y-Anastomose
Aufgrund der Y-förmigen Struktur dieser OP-Methode, hat sich hierfür der Name "Roux-Y-Anastomose" etabliert. Auch in der gegenwärtigen Viszeralchirurgie ist diese Technik nach wie vor die gängigste Methode zur Rekonstruktion nach einer Magenresektion.
Nach der Etablierung der Roux-Y-Anastomose konnte die Sterbewahrscheinlichkeit von Patienten/-innen nach einem derartigen Eingriff von 30 Prozent (in den 1880er Jahren) auf knapp elf Prozent um 1900 gesenkt werden.
Weitere Leistungen
Auch wenn die beiden soeben beschriebenen Verfahren am ehesten unverhandelbar mit dem Namen César Roux verknüpft sind, hat er darüber hinaus noch eine Menge weiterer bahnbrechender chirurgischer Erfolge in seiner Karriere erzielt. Hierbei sollte man vor allem seine Operation eines “Phäochromozytoms” im Februar 1926 erwähnen. Bei der betroffenen Patientin handelte es sich um eine recht junge Frau, die an plötzlichen, anfallsartigen Ausbrüchen von Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Problemen litt. Grund für ihre Beschwerden war ein Tumor der Nebenniere, welcher unkontrolliert Hormone in die Blutbahn freisetzte. Roux gelang es als erster Mensch überhaupt, ein derartiges Phäochromozytom chirurgisch zu entfernen.
César Roux – Schüler
Ein bekannter Schüler des Lehrers César Roux war zum einen Hans Martz. Der praktizierende Chirurg war später massgeblich an der Reform der Krankenpflege in der Schweiz beteiligt. Zu seinen bekanntesten Aktionen zählt beispielsweise die Ernennung von Madeleine Comtesse zu einem Gremienmitglied des Schweizerischen Roten Kreuzes, womit diese die erste Krankenschwester in einer solchen Position war.
Zum anderen sollte man in Zusammenhang mit Roux auch noch seinen Schüler Charles Krafft nennen. Dieser trug durch seine Doktorarbeit zur Appendektomie massgeblich dazu bei, dass sich die Anwendung dieses Verfahrens in der medizinischen Welt der damaligen Zeit nach und nach verbreitete und schliesslich durchsetzen konnte.
César Roux – Veröffentlichungen
César Roux war neben seiner chirurgischen Tätigkeit ausserdem auch ein produktiver Autor und hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche medizinische Schriften veröffentlicht. Im Folgenden sind einige seiner wichtigsten und bekanntesten Werke aufgeführt:
- “La chirurgie d’urgence” (1906): Dieses Werk behandelt die Notfallchirurgie und wurde zu einem wichtigen Referenzbuch auf diesem Gebiet.
- “Le traitement chirurgical du cancer de l’estomac” (1912): In diesem Buch beschreibt Roux seine Erfahrungen mit der chirurgischen Behandlung von Magenkrebs. Dieser Meilenstein für die Onkologie hat dazu beigetragen, dass die chirurgische Entfernung von Magenkrebs zur Standardbehandlung wurde.
- “La technique opératoire illustrée” (1914-1924): Diese mehrbändige Serie umfasst Details zu diversen chirurgischen Techniken und Verfahren. Sie gilt als eines der umfassendsten und detailliertesten Werke auf diesem Gebiet.
- “Traité de technique chirurgicale” (1934-1936): Das Werk ist eine Zusammenfassung von Roux’ Erfahrungen und Techniken in der Chirurgie und wurde zu einem der wichtigsten Referenzwerke in der Chirurgie des 20. Jahrhunderts
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- Becker H. et. Al.: Viszeralchirurgie, Urban & Fischer, 2. Auflage
- Siewert J. R. et. Al.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie, Springer