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Die Prävalenz von Geschlechtskrankheiten zeigt in der Schweiz eine zunehmende Tendenz. Während sich die Rate an Neuerkrankungen für manche Erkrankungen stabilisiert hat, zeigen andere Infektionen wiederum eine steigende Inzidenz. Schuld daran ist aktuell eventuell auch noch eine gewisse “Erholungsphase” nach der Covid-Pandemie. Diese Entwicklung ist nichtsdestotrotz besorgniserregend und unterstreicht die Notwendigkeit einer verbesserten Aufklärung und Prävention. Mögliche Gründe für die steigenden Zahlen sind eine zunehmend lockere Einstellung zu Safer-Sex-Praktiken sowie ein ausgeprägtes Vertrauen in fortgeschrittene Behandlungsmöglichkeiten.
Besonders jüngere Menschen sind von Geschlechtskrankheiten betroffen, da sie oft weniger Vorsichtsmassnahmen treffen und ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, sind Wissen über Symptome, Testmöglichkeiten und präventive Massnahmen entscheidend. Mehr Informationen rund um das Thema bietet der folgende Artikel.
Geschlechtskrankheiten - Kurzinfo
- Definition: Krankheiten, die durch sexuellen Kontakt übertragen werden.
- Bekannte Beispiele: Chlamydien, Gonorrhö (Tripper), Syphilis, HPV, HIV.
- Symptome: Variieren je nach Krankheit; häufig sind Ausfluss, Schmerzen, Hautveränderungen.
- Tests: Abstriche, Bluttests, Urintests.
- Prävention: Safer-Sex-Praktiken, Kondome, Impfungen, regelmässige Tests.
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Was sind Geschlechtskrankheiten?
Geschlechtskrankheiten sind Infektionen, die vorzugsweise durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Aus diesem Grund werden diese Erkrankungen im Englischen auch als “sexually transmitted diseases”, kurz “STI”, bezeichnet. Ein weiterer synonymer Begriff ist “venerische Krankheiten”. Sie umfassen eine Vielzahl von Infektionen, die durch unterschiedlichste Erreger verursacht werden. Alle haben gemeinsam, dass sie durch den Austausch von Körperflüssigkeiten bei sexuellen Aktivitäten übertragen werden können.
Beim Geschlechtsverkehr kommt es oft unbemerkt zu kleinen Verletzungen der Schleimhaut. Die Erreger befinden sich in Blut, Sperma oder Vaginalsekret und können durch diese Verletzungen auf den Partner oder die Partnerin übertragen werden.
Sexuell übertragbare Krankheiten treten sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf. Die jeweiligen Symptome können dabei allerdings unterschiedlich ausgeprägt sein. Häufig verlaufen die Infektionen sogar in Anfangsstadien komplett symptomfrei. Dies sorgt im Umkehrschluss für ein erhöhtes Ansteckungsrisiko von Sexualpartnern, da sich die betroffenen der infektiösen Gefahr nicht bewusst sind.
Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Geschlechtskrankheiten. Eine sinnvolle Einteilung kann anhand des vielfältigen Erregerspektrums erfolgen in:
- Bakterien (z. B. Neisseria gonorrhoeae)
- Viren (z. B. humane Papillomaviren)
- Protozoen (z. B. Trichomonas vaginalis)
- Pilze (z. B. Candida albicans)
- Parasiten (z. B. Filzläuse)
Risikofaktoren
Die Risikofaktoren für die Ansteckung mit einer Geschlechtskrankheit sind vielfältig und umfassen verhaltensbedingte sowie sozioökonomische Faktoren. Als einer der Hauptfaktoren ist in jedem Fall der ungeschützte Geschlechtsverkehr zu nennen. Ohne den Gebrauch von Kondomen und dergleichen besteht ein hohes Risiko, dass Bakterien, Viren oder Parasiten übertragen werden. Beim Geschlechtsverkehr entstehen oftmals kleinste Verletzungen im Genitaltrakt, wodurch Erreger ein leichtes Spiel haben, die andere Person zu infizieren. Dementsprechend spielt auch die Art des sexuellen Kontakts eine wichtige Rolle. Das grösste Risiko birgt somit der Analverkehr, gefolgt von vaginalem Sex. Beim Oralverkehr ist die Übertragungsrate deutlich geringer. Aufgrund des erhöhten Risikos beim Analverkehr gehören vor allem Männer, die mit Männern Sex haben (MSM), zur Risikogruppe.
Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern sind ebenfalls einem höheren Risiko ausgesetzt, da die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit einer infizierten Person steigt. Ausserdem gilt der Konsum von Alkohol und Drogen als weiterer Risikofaktor, da man unter diesem Einfluss zu einem risikoreicheren Sexualverhalten neigt. Das Teilen von Nadeln erhöht überdies das Risiko für eine Ansteckung mit HIV oder Hepatitis B. Weiterhin kann eine unzureichende Hygiene die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen. Dies gilt sowohl für den Genitalbereich als auch für andere Körperbereiche, die beim Sex in Kontakt kommen.
Schliesslich wirken sich auch die sozioökonomischen Bedingungen auf das Infektionsrisiko aus. Ein eingeschränkter Zugang zu adäquater Gesundheitsversorgung und Bildung sind in dieser Hinsicht zu nennen. Aufklärungskampagnen für Jugendliche stellen somit wichtige präventive Massnahmen dar.
Geschlechtskrankheiten – Überblick
Es gibt eine Vielzahl von Geschlechtskrankheiten, die sich alle anhand ihres spezifischen Erregers unterscheiden. Gemeinsam haben sie fast alle, dass sie durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden können. Die jeweiligen Symptome sind dabei sehr variabel. Manche Infektionen verlaufen in Anfangsstadien sogar komplett symptomfrei. Mittlerweile gibt es bereits viele Behandlungsmethoden, die erregerspezifisch (nach einer Laboruntersuchung zur genauen Identifikation) ausgewählt werden. Bei einer frühen Einleitung bereits in einem frühen Stadium, können meist komplikationsreiche Verläufe mit Langzeitfolgen vermieden werden.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten inklusive Symptomen, Möglichkeiten zur Behandlung und Präventionsmassnahmen.
Geschlechtskrankheit Übertragung Symptome Behandlung Schutz Chlamydien Ungeschützter Vaginal-, Anal- & Oralsex Schmerzen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr, Harnröhrenausfluss, Zwischenblutungen (Frau) Antibiotika (heilt auch oft unbehandelt aus) Kondom, Femidom, Lecktuch Gonorrhoe (Tripper) Ungeschützter Vaginal-, Anal- & Oralsex Eitriger Ausfluss (Bonjour-Tropfen), Rötung, Schwellung, Schmerzen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr (Frau) Antibiotika (Resistenzen werden häufiger) Kondom, Femidom, Lecktuch Syphilis (Lues) Ungeschützter Vaginal-, Anal- & Oralsex
Antibiotika Kondom, Femidom, Lecktuch HIV / Aids Blut, Sperma, Vaginalsekret, Darmschleimhaut
Kombinationstherapie Kondom, Femidom, medikamentös (PrEP) Humane Papillomaviren (HPV) Ungeschützter Vaginal-, Anal- & Oralsex
Keine, eventuell chirurgisch Kondom, Femidom, Lecktuch, HPV-Impfung möglich Genitalherpes Küssen, ungeschützter Geschlechtsverkehr Schmerzhafte Bläschen Virostatika Kondome, Femidome Hepatitis B Ungeschützter Geschlechtsverkehr, Blut, kontaminierte Gegenstände, Dialyse Unter anderem: Müdigkeit, Gewichtsverlust, Schmerzen, Ikterus, Durchfall Heilt selbst aus (90 %), chronische Form: antivirale Medikamente, Interferon-alpha Impfung, gesunder Lifestyle, geschützter Sex, sicherer Umgang mit Spritzen und Nadeln
Geschlechtskrankheiten – Test und Diagnose
In der Diagnose von Geschlechtskrankheiten steht zu Beginn eine ausführliche Anamnese. Diese umfasst natürlich auch eine präzise Sexualanamnese, um bereits eventuelle Risikofaktoren und Risikoverhalten zu identifizieren. Auch eine anschliessende körperliche Untersuchung ist wichtig, damit mögliche Diagnosen weiter eingeschränkt werden können.
Absolute Gewissheit liefern allerdings nur Labortests. Hierfür bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, beispielsweise Abstriche und Proben von Läsionen, Blutuntersuchungen oder Urintests. Letzterer kann etwa im Rahmen der Diagnostik von Infektionen mit Chlamydien und Gonokokken herangezogen werden.
Mit Proben von Läsionen können im Labor weiterhin Gram-Färbungen, Kulturen oder Nukleinsäure-Amplifikationstests durchgeführt werden. Derartige Testungen werden in der Regel von einem Arzt angeordnet. In Frage kommen zum Beispiel Allgemeinmediziner und Spezialisten für Dermatologie und Venerologie, Gynäkologie oder Urologie. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und die Verhinderung weiterer Übertragungen.
Geschlechtskrankheiten – Prävention
Vorbeugung ist die beste Strategie, um das Risiko für eine Infektion mit einer Geschlechtskrankheit zu minimieren. In dieser Hinsicht sind vor allem Massnahmen während des Geschlechtsverkehrs zu nennen (z. B. Verwenden von Kondomen). Manche Erreger sind jedoch bei sexuellem Kontakt sehr leicht übertragbar, etwa Chlamydien und Gonokokken. Bei diesen Bakterien bieten Kondome keinen 100-prozentigen Schutz, weshalb es wichtig ist, auf Symptome zu achten und sich bei Verdacht auf Ansteckung umgehend beraten beziehungsweise testen zu lassen.
Safer-Sex-Praktiken
Safer-Sex-Praktiken beinhalten Massnahmen wie die Verwendung von Kondomen, das Vermeiden von riskantem Verhalten und offene Kommunikation mit Sexualpartnern über sexuelle Gesundheit. Diese Praktiken minimieren das Risiko einer Ansteckung.
Des Weiteren existieren für manche Krankheiten auch wirkungsvolle Impfstoffe. Diese gibt es beispielsweise für Hepatitis B und Humane Papillomaviren (HPV). Die HPV-Impfung wird bereits für junge Menschen im Alter von neun bis 14 Jahren empfohlen. Idealerweise erfolgt die Impfung bereits vor dem ersten sexuellen Kontakt.
Für HIV-negative Menschen mit einem erhöhten Risiko gibt es zudem eine prophylaktische Therapie. Nach Risikokontakt können diese Menschen eine sogenannte HIV-Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) für vier Wochen einnehmen. Die Einnahme stellt einen zuverlässigen Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus dar. Mittlerweile sind jedoch auch die Medikamente bei einer HIV-Infektion sehr wirksam. HIV-positive Patienten müssen diese zwar lebenslang einnehmen, schützen jedoch dadurch ihre eigene Gesundheit und verhindern eine Übertragung der Erkrankung beim Geschlechtsverkehr.
Regelmässige Tests auf Geschlechtskrankheiten sind besonders wichtig für Menschen mit wechselnden Sexualpartnern oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Frühzeitige Tests können Infektionen erkennen, bevor sie weitergegeben werden.
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- Sexuell übertragbare Erkrankungen: Überblick, https://viamedici.thieme.de/... (letztes Abrufdatum: 30.07.2024)
- Bundesamt für Statistik BAG, HIV/STI-Statistiken und Analysen, https://www.bag.admin.ch/... (letztes Abrufdatum: 30.07.2024)
- SRF, Diese Geschlechtskrankheiten sollte man kennen, https://www.srf.ch/... (letztes Abrufdatum: 30.07.2024)
- Love Life, Sexuell übertragbare Infektionen (STI), https://lovelife.ch/... (letztes Abrufdatum: 30.07.2024)
- USZ, Geschlechtskrankheiten, https://www.usz.ch/... (letztes Abrufdatum: 30.07.2024)
- Hepatitis Schweiz, Hepatitis behandeln, https://hepatitis-schweiz.ch/... (letztes Abrufdatum: 30.07.2024)
- Deutsche Aidshilfe, Geschlechtskrankheiten: Test, https://www.aidshilfe.de/... (letztes Abrufdatum: 30.07.2024)
- Bundesministerium für Gesundheit, Sexuell übertragbare Infektionen (STI), https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (letztes Abrufdatum: 30.07.2024)