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Die Immunologie ist ein faszinierendes Feld der medizinischen Forschung und Praxis, das sich mit dem menschlichen Immunsystem und seinen Reaktionen auf äussere und innere Einflüsse beschäftigt. Das Immunsystem ist komplex und seine Erkrankungen häufig schwer zu diagnostizieren. Die Immunologie ist daher ein Fachbereich, der im Rahmen der Diagnostik und Therapie interdisziplinär arbeitet und je nach Bedarf Spezialisten aus verschiedenen anderen Bereichen mit einbezieht.
Alles Wissenswerte über die Grundlagen der Immunologie, die verschiedenen Krankheitsbilder, deren Therapieansätze sowie die beruflichen Perspektiven in diesem Bereich, fasst der folgende Beitrag zusammen.
Inhaltsverzeichnis
Immunologie – Was ist das?
Die Immunologie ist die Wissenschaft, die sich mit dem Immunsystem und seinen Funktionen beschäftigt. Hierbei geht es um die biochemischen und biologischen Grundlagen des körpereigenen Abwehrsystems, welches den menschlichen Körper bei Kontakt mit Noxen oder Krankheitserregern schützt.
Das Immunsystem, welches einen Abwehrmechanismus des Körpers darstellt, ist ein komplexes Netzwerk von Zellen, Geweben und Molekülen. Es schützt den Körper vor Krankheiten, indem es Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Parasiten bekämpft. Unter gewissen Umständen kann mithilfe des Immunsystems nach einmaligem Kontakt mit bestimmten Krankheitserregern eine lebenslange Immunität bestehen.
Immunologie – Forschungsgegenstand
In der Immunologie werden die verschiedenen Aspekte und die einzelnen Komponenten des Immunsystems untersucht, behandelt und erforscht. Da das Abwehrsystem nicht nur aus einer Vielzahl verschiedener Mechanismen und Zellen besteht, sondern darüber hinaus auch über alle Bereiche des Körpers verteilt lokalisiert ist, können Erkrankungen auf unterschiedlichste Weise imponieren. Das erschwert, vor allem bei den seltenen Erkrankungen, häufig die Diagnosefindung.
Einige Funktionen innerhalb des menschlichen Abwehrsystems sind darüber hinaus bis heute noch nicht vollständig verstanden.
Im Bereich der Immunologie spielt deswegen die Forschung eine besonders wichtige Rolle. Dabei geht es nicht nur darum, Krankheiten besser verstehen und behandeln zu können, sondern auch darum innovative neue Behandlungsmethoden unter Zuhilfenahme des Immunsystems zu entwickeln.
So forschen beispielsweise einige Biotechnologie-Unternehmen am gezielten Einsatz von Immuntherapien zur Behandlung von verschiedenen Krebserkrankungen. Zumindest bei einigen Krebsarten konnten mit Hilfe einer Immuntherapie gute und sehr gute Behandlungserfolge erzielt werden.
Am Universitätsspital Basel wird in der Fachabteilung Immunologie dabei zum Beispiel zu folgenden Schwerpunkten geforscht:
- Immunobiology: Stoffwechsel von Immunzellen (Immunometabolismus)
- Immunodeficiency: Autoimmunität und Infektanfälligkeit bei primären Immundefizienzen (PID)
- Translational Immunology: Immunantworten auf Impfungen
- Vaskulitis: Entzündliche rheumatologische Erkrankungen der Gelenke und Gefässe
- Klinische Immunologie: Krankheitsmechanismen bei systemischer Autoimmunität
- Allergie und Immunität: Mastzell-assoziierte Erkrankungen
- Gastroenterologie: u.a. Entstehung chronischer entzündlicher Darmerkrankungen
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Das Immunsystem
Das Immunsystem wirkt als ein Abwehrmechanismus, das den Körper systematisch gegen Krankheitserreger und Giftstoffe schützt. Es steht im ständigen Austausch mit der Umgebung, aus der Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze oder andere schädliche Stoffe in den Organismus eindringen und lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen können.
Das Immunsystem ist dabei ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Zellen und Gewebe. Es besteht unter anderem aus T-Zellen, B-Zellen, Makrophagen und dendritischen Zellen, sowie aus Geweben wie der Haut, der Milz, den Lymphknoten oder dem Knochenmark. Diese Zellen und Gewebe interagieren miteinander, um Krankheitserreger zu erkennen und zu zerstören.
Akteure des Immunsystems
Die Hauptakteure des Immunsystems sind verschiedene Zellen (Leukozyten) sowie die primären und sekundären lymphatischen Organe (zum Beispiel Knochenmark, Milz). Die spezifische Immunantwort erfolgt durch die B- und T-Lymphozyten, die zu den zellulären Bestandteilen des Immunsystems (Leukozyten) gehören. In einem engen Zusammenspiel regulieren sich diese beiden Zellreihen gegenseitig, wodurch eine sehr präzise Immunreaktion erfolgt.
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- B-Zellen: Sie entstehen im Knochenmark und sind für die Produktion von Antikörper gegen eine Vielzahl verschiedener Krankheitserreger zuständig. Die B-Zell-Reihe enthält ebenfalls Gedächtniszellen, die bei wiederholtem Kontakt mit demselben Erreger mit der Produktion passender Antikörper beginnen.
- T-Zellen: Sie entstehen ebenfalls im Knochenmark, werden aber im Thymus noch „geprägt“. Dadurch gelingt es ihnen zwischen körpereigenen und -fremden Zellen zu unterscheiden. T-Zellen patrouillieren im Körper und zerstören infizierte oder entartete Zellen.
Immunologie – Krankheitsbilder
In der Immunologie werden eine Vielzahl von Krankheitsbildern behandelt, die das Immunsystem betreffen. Dazu gehören Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Lupus und Multiple Sklerose, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Auch Allergien, bei denen das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Substanzen reagiert, gehören zu den Krankheitsbildern in der Immunologie.
Immundefizienzen
Unter Immundefizienz versteht man das Unvermögen des Immunsystems die körpereigene Abwehr suffizient zu übernehmen. Solche Immunschwächen (Immundefekte) können angeboren oder erworben sein und führen bei den Betroffenen zu ständig wiederkehrenden (schweren) Infektionen. Unbehandelt können Immundefizienzen zu schweren Schäden führen. Genauso komplex wie das Immunsystem selbst, ist auch das Spektrum der Immundefizienzen. Zu den bekanntesten erworbenen Immundefekten zählt die Erkrankung AIDS.
Vaskulitis
Unter dem Begriff Vaskulitis werden entzündliche Erkrankungen verschiedener Gefässe zusammengefasst. Die Behandlung einer Vaskulitis erfolgt in der Regel mit entzündungshemmenden Medikamenten. Beispielsweise handelt es sich beim Morbus Wegener (Granulomatose mit Polyangiitis) um eine Vaskulitis.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können für Betroffene nicht nur unangenehm und schmerzhaft sein, sondern führen unbehandelt zu massiven Einschränkungen der Lebensqualität. Zu den beiden entzündlichen Darmerkrankungen gehören der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa.
Impfberatung
Impfberatungen zählen ebenfalls zu den Aufgabengebieten der Immunologie. Dabei geht es nicht nur um die Überprüfung und die bedarfsweise Auffrischung des Impfschutzes vor allem bei immungeschwächten Personen, sondern auch um die Abklärung möglicher Impfschäden.
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Immunologie – Therapieansätze
Die Therapieansätze in der Immunologie sind vielfältig und hängen von der Art der Erkrankung ab. In der jüngeren Vergangenheit hat sich die pharmakologische Palette im Bereich der Immunologie stark weiterentwickelt.
Bei Autoimmunerkrankungen werden oft immunsuppressive Medikamente eingesetzt, um das überaktive Immunsystem zu unterdrücken. Bei Allergien können Antihistaminika und Steroide eingesetzt werden, um die allergische Reaktion zu lindern. Darüber hinaus nimmt auch der Einsatz biologischer Therapien stetig zu. Dabei kommen Zell-Botenstoffe zum Einsatz, die gezielt in das Immunsystem eingreifen und bestimmte Zellen oder Reaktionswege abschalten.
Ein weiteres Einsatzgebiet immunologischer Therapien stellt die moderne Krebstherapie dar. Behandlungserfolge im Rahmen klinischer Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse. Allerdings handelt es sich bei Immuntherapien häufig um risikoreiche Verfahren, die bislang auf keine lange Anwendungshistorie zurückblicken. Zudem wirken die Behandlungsverfahren nicht bei allen Krebsarten gleich gut. Die Zulassungsverfahren in diesem Bereich sind daher in aller Regel komplex und langwierig.
Immunologie – Berufliche Möglichkeiten
In der Immunologie arbeiten nicht nur Ärzte, sondern auch eine Vielzahl von Fachkräften, darunter Immunologen, Forscher, Biomedizinische Analytiker, Laboranten und Pflegefachpersonen. Diese Fachkräfte arbeiten in Spitälern, Forschungseinrichtungen und im Bereich der Pharmakologie, um Immunkrankheiten zu erforschen, zu diagnostizieren und zu behandeln.
Je nach Ausbildungsstand, Interessengebiet und Erfahrungshintergrund stehen im Fachbereich ganz unterschiedliche berufliche Perspektiven zur Wahl.
Immunologe
Immunologen bzw. Fachärzte für Allergologie und klinische Immunologie sind Experten auf dem Gebiet der Immunologie und haben in der Regel einen akademischen Hintergrund in Medizin. Sie arbeiten unter anderem daran neue Erkenntnisse über das Immunsystem zu gewinnen, Therapien für immunologische Erkrankungen zu entwickeln und sind für die Behandlung von entsprechenden Störungen zuständig.
Die Ärzte sind in der Regel in Spitälern oder Arztpraxen beschäftigt. Neben der praktizierenden Tätigkeit sind allerdings auch Engagements im Bereich der Forschung oder der pharmazeutischen Industrie denkbar.
Laborant
Diese Fachkräfte unterstützen Immunologen und Forscher bei der Durchführung von Experimenten und der Analyse von Proben. Sie können in Spitälern, Diagnostiklabors oder anderen Forschungseinrichtungen arbeiten und sind für die Vorbereitung von Proben, die Bedienung von Laborgeräten und die Dokumentation von Ergebnissen verantwortlich.
Pflegefachpersonen
Pflegekräfte, die auf dem Gebiet der Immunologie tätig sind, unterstützen Ärzte und Patienten bzw. Patientinnen bei der Behandlung von immunologischen Erkrankungen. Sie können beispielweise in einem Spital oder einer spezialisierten Klinik arbeiten und sind für die Betreuung und Überwachung von Patienten, die Verabreichung von Medikamenten und Durchführung pflegerischer Massnahmen verantwortlich.
Passende Jobs im Gesundheitswesen
Wer aktuell auf der Suche nach neuen Jobs im Gesundheitswesen ist, wird bei Medi-Karriere fündig. Hier gibt es Jobs als Laborant, Stellen als Pflegefachperson sowie weitere Jobangebote in der Pflege.
- Universitätsspital Basel, Forschung, https://www.unispital-basel.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.07.2024)
- SWI, Schweizer Krebsforschung entwickelt “Booster” für Immuntherapie, https://www.swissinfo.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.07.2024)
- gmuender, Immunologie, https://www.gmuender.org/... (letztes Abrufdatum: 01.07.2024)
- Universitätsspital Basel, Angebot, https://www.unispital-basel.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.07.2024)
- Kinderspital Zürich, Immunologie, https://www.kispi.uzh.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.07.2024)
- abbvie, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, https://www.abbvie.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.07.2024)
- Immunschwäche Schweiz, Immundefekte, https://www.immunschwaeche-schweiz.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.07.2024)