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Das Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen spielt eine entscheidende Rolle für die Gewährleistung einer hochwertigen und sicheren Versorgung der Patienten/-innen. In einer Branche, in der jeden Tag Menschenleben und Wohlbefinden auf dem Spiel stehen, ist die Qualität der medizinischen Dienstleistungen von grösster Bedeutung. Hierunter fallen eine Vielzahl von Strategien, Prozessen und Massnahmen, die allesamt darauf abzielen, die Effektivität, Sicherheit und Effizienz der medizinischen Versorgung zu verbessern.
Dieser Artikel liefert dabei alle wichtigen Informationen zum Qualitätsmanagement im Allgemeinen und speziell im Gesundheitswesen, zu den gängigsten Kontrollsystemen sowie zu möglichen Arbeitsplätzen in diesem Bereich.
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Qualitätsmanagement – Definition
Qualitätsmanagement (kurz: “QM”) bezeichnet allgemein den systematischen Ansatz, mit dem eine Organisation ihre definierten Qualitätsziele erreicht und sicherstellt, dass die Anforderungen der Kunden/-innen erfüllt werden. Hierbei umfasst das QM die Planung, Steuerung und Optimierung von Geschäftsprozessen sowie Wertschöpfungsketten anhand von im Vorhinein definierten Anforderungen. In der Realität kommen dazu häufig Führungs- und Steuerungssysteme zum Einsatz, die man dementsprechend auch als “Qualitätsmanagementsysteme” oder “QMS” bezeichnet.
Die Definition von Qualität kann dabei je nach Kontext variieren, bezieht sich im Allgemeinen jedoch auf die Erfüllung oder das Übertreffen der Kundenanforderungen und -erwartungen. Qualität kann darüber hinaus verschiedene Dimensionen umfassen, wie Leistung, Zuverlässigkeit, Haltbarkeit, Sicherheit und Kundenzufriedenheit. Es ist hierbei wichtig zu beachten, dass Qualität sich im Spezifischen je nach Branche und Institution unterschiedlich darstellen kann. Sie hängt überdies von den individuellen Bedürfnissen beziehungsweise Präferenzen der Kunden/-innen ab.
Ablauf des Qualitätsmanagements
Das Qualitätsmanagement folgt in der Regel einem konkreten Ablauf. Zunächst einmal stellt sich die Wirkungskette dabei wie folgt dar: Die Unternehmensführung startet den Prozess, an dem sich die Mitarbeiter/innen beteiligen. Hieraus soll am Ende dann eine bessere Produktivität bzw. Qualität des Outputs resultieren, was wiederum die Kosten senken und die Zufriedenheit der Kunden/-innen steigern soll. Das angestrebte Ziel besteht hierbei in langfristigen Erfolgsergebnissen.
Schematisch betrachtet basiert das Qualitätsmanagement oftmals auf dem sogenannten PDCA-Zyklus, was für “Plan – Do – Check – Act” steht. Dieses Konzept untergliedert den kontinuierlichen Verbesserungsprozess in vier Schritte:
- Plan (Planen): In diesem Schritt werden die Ziele und Prozesse zur Erreichung der Qualitätsziele festgelegt. Es werden Pläne entwickelt, um potenzielle Probleme zu identifizieren und zu lösen.
- Do (Umsetzen): Zweitens werden die geplanten Prozesse und Aktivitäten durchgeführt. Es können beispielsweise Schulungen abgehalten, Ressourcen bereitgestellt und Massnahmen ergriffen werden, um die definierten Qualitätsziele zu erreichen.
- Check (Überprüfen): Nach der Umsetzung kommt es zur Überprüfung und Überwachung der Ergebnisse und des Prozesses, um festzustellen, ob die festgelegten Ziele erreicht wurden. Über Messungen und Bewertungen analysiert man hierbei genauer die Leistung und identifiziert mögliche Abweichungen von den Zielvorgaben.
- Act (Handeln): Basierend auf den Ergebnissen der Überprüfung werden schliesslich geeignete Massnahmen ergriffen, um vorliegende Abweichungen sowie Probleme zu beheben, Verbesserungen vorzunehmen und den Prozess kontinuierlich zu optimieren. Diese Massnahmen können Anpassungen an den Plänen, Schulungen oder beispielsweise auch Änderungen an den Prozessen und Verfahren umfassen.
Qualitätsmanagement – ISO 9001
Die ISO 9001 stellt eine Qualitätsmanagement-Norm dar und ist international anerkannt. Die Norm wurde von der International Organization for Standardization (ISO) entwickelt. Sie legt die Mindestanforderungen und Kriterien an ein effektives Qualitätsmanagementsystem fest und ist über viele Branchen hinweg weit verbreitet. Neben Kundenanforderungen soll durch deren Umsetzung dabei allgemein die Qualität der Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens bzw. einer Institution dauerhaft erhalten bleiben.
ISO 9001 weltweit
Mehr als eine Million Unternehmen in über 170 Ländern der Welt sind gemäss der Qualitätsmanagement-Norm ISO 9001 zertifiziert.
Die ISO 9001 definiert dabei eine Reihe von allgemeinen Elementen und Anforderungen, die eine Organisation erfüllen muss, um ein wirksames Qualitätsmanagementsystem aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Diese Anforderungen umfassen:
- Kundenorientierung: Kundenbedürfnisse erfüllen und deren Erwartungen übertreffen
- Führung: Führungskräfte auf allen Ebenen ziehen am selben Strang und schaffen optimale Bedingungen unter denen Mitarbeiter/innen, damit diese zum Erreichen der Qualitätsziele beitragen
- Mitarbeiterengagement: Kompetente und engagierte Mitarbeiter/innen auf allen Ebenen sind ein essenzieller Faktor für die Wertgenerierung
- Prozessansatz: Aufgaben sind Teil eines zusammenhängenden Systems und werden entsprechend gesteuert
- Verbesserung: Kontinuierliche Fokus auf Verbesserung
- Evidenzbasierte Entscheidungen: Erzielen der geforderten Ergebnisse durch Entscheidungen auf Basis der Analyse und Evaluation von Daten und Informationen
- Beziehungspflege: Beziehungsmanagement mit Geschäftspartnern/-innen
Weitere Qualitätsmanagement-Normen
Neben der ISO 9001 gibt es eine Reihe weiterer Qualitätsmanagement-Normen, die in verschiedenen Branchen und Kontexten Anwendung finden. Im Gesundheitswesen spielt vor allem DIN EN 15225 eine entscheidende Rolle. Darin werden neben allgemeinen QM-Anforderungen auch spezifische Aspekte festgelegt, darunter etwa klinische Prozesse oder Details bezüglich der Patientensicherheit.
Eine weitere wichtige Norm, die sich an Organisationen richtet, die Medizinprodukte herstellen, vertreiben oder damit handeln, ist die ISO 13485. Sie legt die Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem für die Medizinprodukteindustrie fest. Im Speziellen bezieht sie sich unter anderem auf Aspekte wie die Einhaltung von Regularien.
Dahingegen erfolgt das Qualitätsmanagement innerhalb von Prüf- und Kalibrierlaboratorien meist im Rahmen der ISO/IEC 17025. Diese Norm gibt vor, wie Labore ihre technische Kompetenz, Qualitätssicherung und Validierung von Test- und Kalibriermethoden demonstrieren müssen.
Schliesslich existieren daneben noch eine grosse Zahl weiterer Normen für diverse Branchen, wie zum Beispiel die Lebensmittelindustrie (beispielsweise etwa ISO 22000) oder im IT-Sektor (zum Beispiel ISO 20000 für IT-Service-Management).
Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen
Das Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen spielt eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung von hochwertiger medizinischer Versorgung. Des Weiteren trägt es zur kontinuierlichen Verbesserung der Leistungen im Gesundheitssystem bei. Sein Sinn und Zweck besteht darin, die Sicherheit der Patienten/-innen zu gewährleisten, die Qualität der medizinischen Dienstleistungen zu optimieren und die Effizienz der Abläufe im Gesundheitswesen zu steigern.
Das QM im Gesundheitswesen umfasst dabei eine Vielzahl verschiedener Bereiche, die auf die Verbesserung derselben abzielen. Ein wesentlicher Aspekt ist hier die klinische Qualität, bei der es um die Qualität der medizinischen Versorgung selbst geht. Dies umfasst Bestandteile wie die Anwendung evidenzbasierter Leitlinien, die Überwachung von Behandlungsergebnissen, die Gewährleistung der Patientensicherheit und den Umgang mit medizinischen Fehlern.
Die Patientensicherheit an sich stellt dabei nochmals einen eigenständigen Bereich dar. Hierbei werden Risiken identifiziert, Sicherheitsmassnahmen umgesetzt und Vorkommnisse analysiert, um aus Fehlern zu lernen und diese künftig zu vermeiden.
Das Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen beinhaltet zudem auch die kontinuierliche Messung und Berichterstattung von Qualitätsindikatoren. Mit Hilfe dieser Marker lässt sich die Leistung von Einrichtungen, Abteilungen und Dienstleistungen objektiv bewerten. Die Ergebnisse werden hierbei regelmässig veröffentlicht, um Transparenz zu fördern und darüber hinaus den Vergleich von Leistungen zu ermöglichen.
Neben den oben genannten Bereichen kann ein Qualitätsmanagement auch als Grundlage für die Einhaltung von Hygienestandards, ethischen Grundsätzen sowie rechtlichen Anforderungen dienen.
Durch ein effektives Management der Qualität können Gesundheitseinrichtungen somit die Sicherheit der Patienten/-innen verbessern, die Behandlungsergebnisse optimieren und die Effizienz des Gesundheitssystems in seiner Gesamtheit steigern. Dies wiederum trägt zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung insgesamt bei und stärkt das Vertrauen der Patienten/-innen in das System.
Anforderungen
Das Qualitätsmanagement ist zunächst einmal im Gesundheitswesen grundsätzlich gesetzlich vorgeschrieben. Hierbei unterliegen die verschiedenen QMS in der Regel hohen Ansprüchen, da es hierbei tagtäglich auch um das Wohlergehen von Menschen geht. Anforderungen, die hierbei gestellt werden, umfassen beispielsweise die Qualität der Behandlung sowie die Versorgungsgüte bezüglich der Umsetzung von Arbeitsanweisungen und vorgeschriebenen Behandlungspfaden. Darüber hinaus muss auch die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben systematisch überwacht werden, wie etwa Regelungen zu Arbeitszeiten, Patientenschutz und andere Richtlinien.
Bedeutung
Die Bedeutung von Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen nimmt stetig zu, denn die gesamte Branche wird durch die alternde Bevölkerung zunehmend stärker belastet. Wirft man zudem einen Blick auf die möglichen Vorteile eines QMS, so wird der Wert zusätzlich noch einmal hervorgehoben. Folgende Vorzüge kann ein erfolgreiches Qualitätsmanagement hierbei mit sich bringen:
- Sicherung und stetige Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung (etwa bezüglich Klinikaufenthaltsdauer, Genesungs- oder Sterberate)
- Minimieren von Risiken und Fehlern (zum Beispiel Komplikationen bei Operationen, Befall mit Krankenhauskeimen)
- Sparen von Kosten und Ressourcen (Materialbestände, Lieferantenauswahl und ähnliches)
- Bessere Einarbeitung von neuem Personal
- Gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit
Qualitätsmanagement – Berufliche Perspektiven
Nachdem nun die besondere Bedeutung des Qualitätsmanagements im Gesundheitswesen dargestellt wurde, stellt sich noch die Frage, welche beruflichen Möglichkeiten und Jobs es auf dem Gebiet des Qualitätsmanagements gibt. Zum einen kann man hauptberuflich als Qualitätsmanager/in arbeiten und somit für die Implementierung und Einhaltung von QMS in Einrichtungen wie Kliniken, Spitexe, Seniorenheimen oder in staatlichen Gesundheitsinstitutionen sorgen. Zwar ist der Ausbildungsweg für diesen Beruf prinzipiell nicht konkret vorgeschrieben, es existieren allerdings verschiedene Studiengänge auf dem Gebiet.
Zum anderen findet man auch verschiedene Angebote zur Weiterbildung im Bereich des Qualitätsmanagements, wie beispielsweise Seminare. Zur Zielgruppe zählen dabei häufig Personen, die bereits im Gesundheitsweisen tätig sind und den persönlichen Kompetenz- und Zuständigkeitsbereich erweitern möchten, wie Krankenschwestern, Ärzte/-innen, Physiotherapeuten / Physiotherapeutinnen oder Mitarbeiter/innen der Verwaltung.
Das CAS-Zertifikat “Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen” kann man beispielsweise im Rahmen einer zweisemestrigen Fortbildung in Teilzeit absolvieren. Nach erfolgreichem Bestehen kann man anschliessend aktiv einen Beitrag zum QM in der eigenen Einrichtung leisten. Die Kosten für ein derartiges Certificate of Advanced Studies (CAS) belaufen sich dabei auf etwa 11´000 bis 13´000 Schweizer Franken.
Passende Stellenangebote im Gesundheitswesen
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- Kessler H., „Kurzlehrbuch Medizinische Psychologie und Soziologie“, Kapitel: „Patient und Gesundheitssystem: Das Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen“, 4. überarbeitete Auflage, Thieme (Stuttgart 2021)
- International Organization for Standardization, Quality management principles, https://www.iso.org/... (Abrufdatum: 12.07.2023)
- International Organization for Standardization, ISO 9001 and related standards, https://www.iso.org/... (Abrufdatum: 30.05.2023)
- KMU-Portal für kleine und mittlere Unternehmen, Qualitätsmanagementsysteme (QMS) nach ISO 9001, https://www.kmu.admin.ch/... (Abrufdatum: 12.07.2023)
- qmpilot, Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, https://www.qm-pilot.ch/... (Abrufdatum: 12.07.2023)
- qmpilot, Vorteile Qualitätsmanagement, https://www.qm-pilot.ch/... (Abrufdatum: 30.05.2023)