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Inhaltsverzeichnis
Die Schmerztherapie ist ein wichtiger Bereich der Medizin, da eine Vielzahl chronischer oder akuter Krankheiten mit Schmerzen einhergehen. Diese zu vermeiden ist das Ziel einer suffizienten Schmerztherapie, darüber hinaus häufig aber auch eine interdisziplinäre Aufgabe. Warum Schmerzen entstehen, wie man diese am besten behandeln kann und welche Methoden der Schmerztherapie es hierbei gibt, klärt der folgende Beitrag.
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Schmerztherapie – Was ist das?
Die Schmerzmedizin als solche ist eine noch junge Fachrichtung, die sich mit der Behandlung von Patienten/-innen befasst, welche aus verschiedensten Gründen unter akuten oder chronischen Schmerzen leiden. Abgesehen davon ist die Behandlung von Schmerzen jedoch kein rein ärztliches Privileg.
Auch mittels physikalischer sowie zahlreicher anderer Verfahren, kann eine signifikante Reduktion von Schmerzen in bestimmten Fällen möglich sein. So wie die Entstehung und die Art von Schmerzen, erfolgt dabei auch deren Behandlung häufig interdisziplinär und ist sehr komplex. Schmerzmediziner/innen und Schmerztherapeuten/-innen sind dabei genau auf diesen Bereich spezialisiert.
Schmerztherapie in medizinischen Fachbereichen
In der Schweiz müssen beispielsweise alle angehenden Anästhesiologen/-innen während der Weiterbildung ein solides Wissen zur Schmerzbehandlung erwerben. Selbstverständlich gehört die Behandlung von Schmerzen aber auch im Allgemeinen zu den Grundlagen der ärztlichen Tätigkeit und sollte daher auch von allen anderen Fachrichtungen beherrscht werden. Durch verschiedene Weiterbildungen können hier interdisziplinäre Schwerpunkttitel oder Fähigkeitsausweise erworben werden.
Schmerztherapie – Was ist Schmerz?
Die Fähigkeit Schmerz zu empfinden ist eine wichtige Eigenschaft, die vor gefährlichen und schädlichen Umwelteinflüssen schützt oder anzeigt, wenn der Körper Ruhe und Schonung braucht. Die gesamte Körperoberfläche, Muskeln und viele innere Organe verfügen hierbei über sogenannte Schmerzrezeptoren. Diese erkennen verschiedene äussere oder innere Einflüsse, wie beispielsweise Temperatur, Druck oder Entzündung.
Werden sie aktiviert, geben sie über die Nervenzellen Impulse zum Rückenmark und anschliessend ans Gehirn weiter. Diese Impulse werden im Gehirn dann zu Schmerzen verarbeitet und eine spezifische Reaktion ausgelöst. Zum Beispiel erfolgt beim Berühren einer heissen Herdplatte das reflexartige Zurückziehen der Hand, welches bereits auf Rückenmarkebene verschaltet ist und deswegen bereits ohne die Weiterleitung ins Gehirn blitzschnell funktioniert. Leider kommt es allerdings immer wieder vor, dass sich Schmerz verselbstständigt oder gar ohne eine organisch nachweisbare Ursache auftritt.
Die offizielle Definition von Schmerz gemäss der Weltschmerzorganisation IASP (International Association for the Study of Pain) definiert diesen dabei als “unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, welches mit einer tatsächlichen oder potenziellen Schädigung des Gewebes verknüpft ist oder mit ähnlichem beschrieben werden kann”. Aus dieser Definition wird deutlich, dass Schmerz nicht zwangsläufig ausschliesslich organische Ursachen haben muss. Ebenso können Störungen auf der emotionalen, psychischen oder sozialen Ebene die Entstehung von Krankheiten oder Schmerzen bedingen.
Akuter Schmerz
Akuter Schmerz als eine Schmerzvariante tritt dann auf, wenn ein schmerzhaftes Ereignis auf den Körper einwirkt. Dies kann ein entzündlicher Prozess, eine Verletzung oder starke Hitzeeinwirkung sein. Der Körper reagiert auf diese Ereignisse dann mit einer Reaktion, die zu verhindern versucht, dass grössere Schäden auftreten. Akuter Schmerz hilft demnach Menschen dabei zu erkennen, dass etwas nicht stimmt und gegebenenfalls behandelt werden muss.
Chronischer Schmerz
Schmerzzustände, die länger als drei bis sechs Monate anhalten oder gar ohne eine körperliche Ursache auftreten, bezeichnet man als chronische Schmerzen. Tritt der Schmerz über einen längeren Zeitraum auf, verliert dieser seine Funktion als Warnung. Die Entstehung chronischer Schmerzen ist jedoch bisher nicht bis ins Detail verstanden.
Einige Prozesse stehen jedoch als begünstigende Faktoren besonders im Fokus. Dazu gehören beispielsweise psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Auch eine anfänglich nicht ausreichende Behandlung von akuten Schmerzen oder bereits erlebte Schmerzzustände in der Krankengeschichte können eine Chronifizierung begünstigen.
Schmerztherapie – Therapieansätze
Die Schmerztherapie versucht interdisziplinär auf verschiedenen Ebenen eine optimale Behandlung von Schmerzen zu erzielen. Häufig gibt es dafür nicht nur einen Weg, sondern es führt ein Zusammenspiel mehrerer Massnahmen letztlich zum Erfolg. Oberste Priorität hat hierbei nach Möglichkeit die Beseitigung der Schmerzursache. Da dies in vielen Fällen aber nicht möglich ist, arbeitet man individuelle Therapiepläne aus. Diese beinhalten neben Medikamenten beispielsweise Therapieansätze wie Physio- oder Psychotherapie, Akupunktur oder interventionelle Behandlungen. In den nachfolgenden Abschnitten werden die verschiedenen Therapieansätze daher erläutert.
Medikamentöse Schmerztherapie
Von der medikamentösen Schmerztherapie ist die Rede, wenn zur Behandlung der Schmerzen gezielt wirksame Medikamente zum Einsatz kommen. Diese müssen in der Regel ärztlich verordnet werden, da sie in den meisten Fällen verschreibungspflichtig sind. Durch synergistische Effekte kann dabei eine Kombinationstherapie aus mehreren Substanzen oder Substanzklassen zu einer verbesserten Wirksamkeit führen. Die Wahl des Medikaments bzw. der Medikamente hängt hierbei von Art und Ursache der Schmerzen ab.
Während man leichte Schmerzen beispielsweise mit Substanzen wie Ibuprofen bereits adäquat behandeln kann, benötigen zum Beispiel Patienten/-innen mit Tumorschmerzen, während oder nach Operationen oder mit schweren Verletzungen stärkere Schmerzmittel. Zu diesen zählen zum Beispiel Opioide, wozu unter anderem Morphin gehört.
Während bei der Medikamentenwahl in bestimmten Situationen (zum Beispiel bei Knochenbrüchen) bereits von stärksten Schmerzen ausgegangen wird, gibt es für Patienten/-innen mit chronischen Schmerzen noch weitere Möglichkeiten die Schmerzstärke zu beschreiben. Dafür kommen beispielsweise die Visuelle Analogskala (VAS) oder die Numerische Rating-Skala (NRS) zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Schmerzskalen, die dem/-r Untersucher/in bei der Beurteilung der Schmerzintensität helfen, um unter anderem den Therapieerfolg abschätzen oder den Krankheitsverlauf kontrollieren zu können.
Physiotherapeutische Schmerztherapie
Schmerzen, die durch Störungen im muskuloskelettalen System (Bewegungsapparat) verursacht werden, sprechen häufig sehr gut auf die physiotherapeutische Schmerztherapie an. Krankengymnastik, manuelle Therapie oder ein Bewegungsbad, sind nur einige Methoden, mit denen Physiotherapeuten/-innen starke Effekte im Bereich der Schmerztherapie erzielen können.
Durch gezieltes Training sowie Lockerungs- und Entspannungsübungen, können beispielsweise schmerzhafte Verspannungen gelöst und zukünftig vermieden werden. Auch nach Operationen ist die Physiotherapie unter anderem als Reha unverzichtbar. Mit Hilfe der Therapeuten/-innen wird hierbei am Erhalt und der Wiederherstellung der Beweglichkeit gearbeitet, wodurch Fehlhaltungen und damit auch der Schmerzentstehung vorgebeugt wird.
Physiotherapeut/in Stellenangebote
Psychotherapeutische Schmerztherapie
Bei vielen Patienten/-innen mit chronischen Schmerzen können organische Ursachen als Schmerzauslöser gefunden werden. Dazu zählen Krebsschmerzen, Rheuma– oder Arthrose-Schmerzen sowie Rückenschmerzen. Häufig treten Schmerzen aber auch dann auf, wenn kein körperlicher Grund gefunden werden kann. In diesen Fällen finden sich weder auslösende Ereignisse (wie zum Beispiel ein Unfall), noch Krankheiten oder andere Schädigungen. Patienten/-innen, die unter solch sogenannten psychogenen Schmerzen leiden, benötigen daher eine intensive psychotherapeutische Betreuung.
Physikalische Schmerztherapie
Physikalische Schmerztherapie als weiteres Therapiekonzept kann bei bestimmten Schmerzformen sehr erfolgversprechend angewendet werden. Sie nutzt physikalische Kräfte wie Druck, Zug, Wärme, Kälte oder auch Elektrizität, um durch gezielte Impulse zur Schmerzreduktion beizutragen. Je nach Art und Intensität des Schmerzes, können hierbei verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen. Bei Verspannungen ist beispielsweise Wärme eine gute Methode zur Symptomverbesserung. Entzündungen sprechen dagegen eher auf Kälte an.
Neurochirurgische Schmerztherapie
Die neurochirurgische Schmerztherapie beschreibt ein Verfahren, bei dem Neuromodulationssysteme die Schmerzweiterleitung beeinflussen. Diese Systeme werden implantiert, wodurch sie direkt stimulierend auf das Rückenmark des/-r Patienten/-in einwirken und die Schmerzweiterleitung hemmen können. Gleichzeitig erfolgt über Medikamentenpumpen die Verabreichung von Schmerzmitteln.
Interventionelle Schmerztherapie
Die interventionelle Schmerztherapie beschreibt eine Therapieform, bei der man versucht durch gezielte Interventionen eine Schmerzfreiheit zu erzielen. Solche Interventionen können beispielsweise gezielte Injektionen, örtliche Betäubungsverfahren oder Nervenblockaden sein. In Abhängigkeit von den Beschwerden bespricht man gemeinsam mit den behandelnden Ärzten/-innen die optimale Therapieform.
Multimodale Schmerztherapie
Ein Zusammenspiel aller Therapieansätze, häufig während eines stationären Aufenthalts, kommt in der sogenannten multimodalen Schmerztherapie zur Anwendung. Dabei geht es primär darum, dass Patienten/-innen neben einer gezielten medizinisch-physiotherapeutischen Behandlung, auch geschult werden im Umgang mit ihren Schmerzen. Dadurch soll eine Verbesserung der Lebensqualität in der Arbeit sowie im Alltag erzielt und eine weitere Verschlechterung der Schmerzchronifizierung verhindert werden.
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Akupunktur
Akupunktur
Sehr erfolgreich kommt auch die Akupunktur in der Schmerztherapie zum Einsatz. Gemäss der Akupunktur-Lehren ist der menschliche Körper durchzogen von 14 Meridianen. Diese projizieren an bestimmten Punkten Körperteile oder -systeme auf die Körperoberfläche. Durch gezielte Stimulation dieser Punkte, kann ein schmerzreduzierender Effekt ausgelöst werden. Die Meridiane verbinden Organsysteme und Funktionskreise miteinander und regulieren dadurch das „Qi“ – den Energiefluss.
Akupunktur an den Qi-Leitbahnen verfolgt dabei das Ziel den Energiefluss wiederherzustellen und krankhafte Energie aus dem Körper auszuleiten. Abhängig von individuellen Patienteneigenschaften, werden verschieden lange Nadeln in der jeweils benötigten Tiefe gesetzt und für einen definierten Zeitraum an diesen Punkten belassen.
Patientenedukation
Gerade bei chronischen Schmerzzuständen ist die Patientenedukation im therapeutischen Bereich kaum wegzudenken. Sie ermöglicht den Betroffenen durch gezielte Übungen ihre Selbstwahrnehmung zu steigern. Im Bedarfsfall können dann gezielt angewendete Übungen zur Schmerzreduktion beitragen. Hierzu zählen insbesondere Achtsamkeits- und Entspannungstechniken oder bestimmte Bewegungen. Die Patientenedukation erzielt dabei häufig sehr gute Resultate im Bereich der Schmerztherapie.
Weitere Therapieformen
Schmerztherapie kann mit Hilfe verschiedenster Methoden zum Erfolg führen. Neben den oben genannten Verfahren kann bereits eine ausgewogene und gesunde Ernährung eine Verbesserung der Schmerzsymptomatik auslösen. Unter anderem beschreiben auch viele Patienten/-innen gute Erfolge durch den Einsatz von Phytopharmaka, also pflanzlichen Schmerzmitteln. Besonders von chronischen Schmerzen betroffene Personen, erleben unter dem Einsatz von medizinischen Hanfprodukten eine Verbesserung ihrer Symptome.
Schmerztherapie – Ablauf
Eine Schmerztherapie läuft in der Regel immer interdisziplinär ab. Ein Team aus speziell ausgebildeten Ärzten/-innen, Pflegekräften und Therapeuten verschiedener Fachdisziplinen, kümmert sich hier um die ganzheitliche Betreuung der Patienten/-innen.
Dabei geht es nicht nur um die medikamentöse Behandlung der Schmerzursache, sondern viel mehr um die ganzheitliche Betreuung der Betroffenen. Ständig unter Schmerz zu leiden, hat auch psychische Effekte, die wiederum die Schmerzintensität negativ beeinflussen können. Die Schmerztherapie verfolgt also, neben der Erzielung von Schmerzfreiheit folgende Ziele:
- Ausbildung der Patienten/-innen im Umgang mit Schmerzen
- Aufzeigen von supportlive Massnahmen, die neben Medikamenten noch Linderung schaffen können
- Vernetzung von gut ausgebildetem Personal mit den Betroffenen
Im Einzelfall wird dann mit Hilfe von verschiedenen Methoden das Schmerzprofil und ein darauf abgestimmter Therapieplan erstellt. Dieser wird so lange modifiziert, bis möglichst eine Schmerzfreiheit erzielt werden kann. Oft wird dazu eine Basistherapie verordnet.
Zusätzlich zu dieser gibt es noch schnellwirksame Medikamente, um Schmerzspitzen und Durchbruchschmerzen zu kupieren. Wenn durch Gewöhnungseffekte oder Verstärkung der Schmerzen eine Zunahme der Intensität stattfindet, wird die Basistherapie dann zugunsten einer besseren Wirksamkeit modifiziert. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Patienten/-innen und dem Behandlungsteam nötig. Häufig findet die Ersttherapie und Anpassungen im Verlauf stationär statt. Spezielle Schmerzteams übernehmen dann anschliessend die ambulante Weiterbetreuung.
Schmerztherapie – Risiken
Nicht jede Form der Schmerztherapie ist frei von Risiken. Grundsätzlich kann unter anderem chronischer Schmerz erst durch die falsche Behandlung akuten Schmerzes in der Vergangenheit entstehen. Auch Medikamente, Operationen oder andere Eingriffe, können mit individuellen Risiken behaftet sein. Ein konkretes Risikoprofil ist im Einzelfall mit den behandelnden Ärzten/-innen und Therapeuten/-innen zu besprechen und hängt von den jeweils eingesetzten Therapiemethoden ab.
Passende Stellenangebote im Therapiebereich
Wer aktuell auf der Suche nach einer neuen Stelle im Bereich der Therapie ist, wird bei Medi-Karriere fündig. Hier gibt es Physiotherapeuten/-innen Stellenangebote, Psychologen/innen Stellen oder Jobs im Therapiebereich.
- Universitätsspital Zürich, Schmerzen, https://www.usz.ch/... (Abrufdatum: 28.11.22)
- Medizinische Zentren Geissberg, Schmerzpatienten, https://mzg.ch/... (Abrufdatum: 02.12.22)
- Swiss Pain Society, SIG Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie, https://swisspainsociety.ch/... (Abrufdatum: 02.12.22)
- SIWF FMH ISFM, Interventionelle Schmerztherapie (SSIPM), https://www.siwf.ch/... (Abrufdatum: 02.12.22)
- Swiss Medical Network, Physikalische- und Rehabilitationsmedizin, https://www.swissmedical.net/... (Abrufdatum: 03.12.22)
- Spital Affoltern, Multimodale Schmerztherapie (MMST), https://www.spitalaffoltern.ch/... (Ablaufdatum: 03.02.22)
- TCM Zentrum Xu, Akupunktur, http://tcmdoktor.ch/... (Abrufdatum: 03.12.22)