Beleghebammen unterstützen Schwangere und Paare während der gesamten Schwangerschaft, bei der Geburt und während der ersten Zeit mit dem Neugeborenen. Häufig haben sie sich in Praxen zusammengeschlossen. Da sie einen Vertrag mit einem Spital oder Geburtshaus abgeschlossen haben, können sie dort alle Räumlichkeiten und die gesamte Infrastruktur nutzen. Der nachfolgende Artikel thematisierte alle relevanten Aspekte zum Studium, Zugangsvoraussetzungen, Aufgaben im Arbeitsalltag, Lohn, Berufsperspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten von Beleghebammen.
Was macht man als Beleghebamme?
Die Tätigkeit der Beleghebamme ist identisch zu dem einer normalen, festangestellten Hebamme. Insbesondere die Leitung der Geburt und die Nachsorge des Neugeborenen fällt in das Kernaufgabengebiet von diesen Fachkräften. Anders als Teamhebammen sind Beleghebammen aber nicht fest in einem Spital oder einem Geburtshaus angestellt. Sie arbeiten auf selbstständiger Basis, schliessen aber einen Vertrag mit einer Klinik oder einem Geburtshaus ab, um die dort zur Verfügung stehende Infrastruktur nutzen zu können.
Beleghebammen sind zur selbstständigen Leitung der Geburt berechtigt. Auch während des Wochenbetts stehen sie jungen Eltern zur Seite und sind Hauptansprechpartner/innen. Dieser Beruf wird überwiegend von Frauen ausgeübt, aber auch einige Männer entscheiden sich zur Hebammen-Ausbildung.
Wie läuft die Ausbildung zur Beleghebamme ab?
Die Ausbildung zur Hebamme läuft über ein Hochschulstudium ab, das mit dem Bachelor of Science (B. Sc.) abschliesst. In der Schweiz werden dabei deutschsprachige und französischsprachige Studiengänge, unter anderem an der Berner Fachhochschule (BFH), an der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), an der Haute école de santé de Genève (Heds) in Genf, sowie an der Haute école de santé de Vaud (HESAV) in Lausanne angeboten.
Nach dem Hebammen-Bachelor kann an der BFH auch der Master of Science (M. Sc.) Hebamme abgelegt werden. Um selbstständig und in eigener fachlicher Verantwortung tätig zu sein, benötigen Hebammen in der Schweiz im Anschluss an das absolvierte Studium zusätzlich eine Berufsausübungsbewilligung einer kantonalen Behörde, welche ein zehnmonatiges Praktikum nach Studienabschluss erfordert. Aus diesem Grund dauert die gesamte Ausbildung insgesamt vier Jahre.
Voraussetzungen für das Studium
Um Beleghebamme werden zu können, ist eine Berufs-, Fach- oder gymnasiale Maturität nötig. Zudem muss ein mindestens zweimonatiges Pflegepraktikum im Gesundheitswesen im Voraus absolviert worden sein. Sprachlich müssen Interessenten/-innen Deutschkenntnisse auf Level C1 und Englischkenntnisse auf Level B2 bei deutschsprachigen Studiengängen vorweisen können. Des Weiteren entscheidet eine schriftliche und mündliche Eignungsabklärung über die letztendliche Zulassung zum Hebammenstudium.
Dauer und Aufbau des Studiums
Der B. Sc. Hebamme dauert in der Regel sechs Semester (drei Jahre) und ist modular aufgebaut. Pro Semester sind im Schnitt 30 ECTS-Punkte zu erreichen. Neben theoretischem Wissen wird auch praktische Ausbildung vermittelt. An der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) umfasst er beispielsweise neben berufsspezifischen Modulen auch interprofessionelle Module, sowie drei Praktika à 14 Wochen Dauer. Der theoretische Unterricht findet an der Hochschule statt, die Praxismodule werden in Spitälern, Geburtshäusern, Hebammenpraxen und anderen Einrichtungen abgehalten.
In Bern besteht die Möglichkeit, das Studium um ein Semester zu verkürzen, sofern man einen Abschluss als diplomierte Pflegefachperson auf Tertiärniveau (Pflege HF/FH) und mindestens ein Jahr Berufserfahrung vorweisen kann. Das Studium schliesst mit einer Bachelor-Thesis ab, in der die Studierenden ein berufsrelevantes Thema mit wissenschaftlichen Methoden erarbeiten.
Inhalte des Studiums zur Beleghebamme
Im Folgenden werden die Inhalte zum Bachelor-Studium Hebamme am Beispiel der ZHAW dargestellt. Im zweiten, vierten und fünften Semester wird besonderer Wert auf die Praktika gelegt, die jeweils mit 20 ECTS angesetzt sind. Die gesellschaftliche Rolle der Hebamme sowie wissenschaftliche Forschungsmethoden sind weitere Schwerpunkte neben den berufsspezifischen Modulen.
Semester | Module |
1. Semester |
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2. Semester |
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3. Semester |
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4. Semester |
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5. Semester |
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6. Semester |
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Im Anschluss erfolgt das zehnmonatige Praktikum zur Erlangung der Berufsbefähigung. Die Praktikumsplätze werden in der Regel durch die jeweilige Hochschule vermittelt.
Studienabschluss
Nach erfolgreichem Abschluss tragen Absolventen/-innen den Titel “B. Sc. Hebamme”. Im Anschluss erlangen sie nach der Absolvierung des zehnmonatigen Praktikums die Berufsbefähigung als “diplomierte Hebamme FH”. Auch ein nachträglicher Titelerwerb ist möglich.
Nachträglicher Titelerwerb als Hebamme FH
Wer bereits ein Diplom zur Ausübung des Hebammenberufes nach einem älteren Studiensystem besitzt, kann nachträglich einen Fachhochschultitel erwerben. Dieser nachträgliche Titelerwerb (NTE) ist Voraussetzung für eine Zulassung zu den akademischen Weiterbildungsprogrammen der Schweizer Fachhochschulen. Auch die Anerkennung nach europäischen Standards ist durch einen nachträglichen Titelerwerb möglich.
Was verdient man im Studium?
Angehende Beleghebammen erhalten während des Bachelor-Studiums keinen Lohn. Vielmehr sind Semestergebühren zu entrichten. Die Höhe liegt an der Berner Fachhochschule beispielsweise bei 750 Schweizer Franken pro Monat. Hinzu kommen zusätzliche Kosten für Anmeldung, Immatrikulation, Studium und Prüfungsgebühren.
Die meisten Betriebe entschädigen die Studierenden jedoch für erbrachte Leistungen im Praktikum. Der Lohn richtet sich dabei nach kantonalen Vorgaben und kann je nach Praktikumsbetrieb unterschiedlich ausfallen. Die Lohnempfehlung der OdA Zentralschweiz sieht hier für die Praktikumszeiten im Regelstudium beispielsweise folgende Monatslöhne vor:
Passt das Studium als Beleghebamme zu mir?
Das Studium als Beleghebamme passt zu Personen, die eine hohe Sozialkompetenz und ein hohes Mass an Empathie aufweisen. Interessenten/-innen sollten in der Lage sein, Frauen und Familien als Individuen mit persönlichen Bedürfnissen wahrzunehmen und mit viel Fingerspitzengefühl auf die Unsicherheit werdender Eltern zu reagieren. Zusätzlich sollte man belastbar sein, auch in kritischen Situationen die Ruhe behalten können und über gute Kenntnisse in naturwissenschaftlichen Fächern verfügen.
Nicht geeignet ist der Hebammenberuf für Personen, die nur unter Ruhe arbeiten und kein Blut sehen können. Im Kreissaal kann es laut, hektisch und psychisch belastend werden. Auch sollten sich Interessenten/-innen darüber im Klaren sein, dass bei der Geburt lebensbedrohliche Situationen für die Schwangere entstehen können und ein entsprechend rasches Handeln erfordert wird.
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Wie sieht der Berufsalltag als Beleghebamme aus?
Als Beleghebamme hat man es mit vielen unterschiedlichen Familien zu tun, mit jeweils ganz eigenen Fragen, Vorstellungen und Bedürfnissen. Keine Schwangerschaft verläuft gleich – entsprechend abwechslungsreich gestaltet sich der Berufsalltag. Die Arbeit von Beleghebammen beinhaltet eine grosse emotionale Komponente. Insbesondere erstgebärende Frauen sind oft unsicher und benötigen eine intensive, empathische Betreuung. Beleghebammen sind in den sensiblen Wochen vor und nach der Geburt wichtige Vertrauenspersonen und Stützen.
Aufgaben als Beleghebamme
Die wichtigsten Aufgaben von Beleghebammen umfassen:
- Vorgespräche mit den werdenden Eltern über persönliche Erwartungen, Wünsche und Optionen
- Schwangerschaftskontrollen im Spital, Geburtshaus, oder bei den werdenden Eltern zu Hause
- Geburtsvorbereitung, zum Beispiel Geburtsvorbereitungskurse für Paare
- selbstständige Geburtsbegleitung, wahlweise als ambulante Geburt und Geburt mit Frühentlassung, bei Bedarf in Zusammenarbeit mit einem/-r Arzt/Ärztin
- Wochenbettbegleitung nach der Entlassung, für gewöhnlich bis zum 56. Tag nach der Geburt
- Stillberatung (drei Beratungen übernimmt die Krankenkasse)
Auf Wunsch der Eltern und bei entsprechender Vorbildung können Beleghebammen Schwangerschaft und Geburt mit alternativen Heilmethoden unterstützen, zum Beispiel durch Massagen, Aromatherapie, Akupunktur oder Homöopathie.
Wo kann man als Beleghebamme arbeiten?
Hebammen haben die Möglichkeit, sich nach mindestens zwei Jahren Vollzeit-Berufspraxis selbstständig zu machen. Möchten sie als Beleghebammen tätig werden, schliessen sie einen Vertrag mit einem Spital, einem Geburtshaus oder einer ähnlichen Einrichtung ab. Auf diese Weise können sie die Räumlichkeiten und die technische Infrastruktur der jeweiligen Einrichtung nutzen und bei Bedarf zugleich weiteres medizinisches Personal zur Schwangerschafts- und Geburtsbetreuung hinzuziehen.
Arbeitszeiten als Beleghebamme
Die Arbeitszeit als Beleghebamme folgt keinen regelmässigen Arbeitszeiten an Werktagen, sondern kann weit mehr als 40 oder 45 Stunden in der Woche betragen. Beleghebammen müssen werdenden Eltern rund um die Uhr zur Verfügung stehen und jederzeit spontan eingreifen können. Arbeitszeiten in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen sind deshalb fester Bestandteil dieser Berufsgruppe.
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Was verdient man als Beleghebamme?
Die Löhne für Beleghebammen variieren je nach Region und Berufserfahrung. Weiterhin hängt der Hebammen-Lohn von den jeweiligen Dienstleistungen ab, die werdende Eltern in Anspruch nehmen. Das Schweizer Lohnbuch 2023 gibt für Beleghebammen einen durchschnittlichen Monatsbruttolohn von 6’576 Schweizer Franken an. Mit mehrjähriger Erfahrung oder bei Wahrnehmung besonderer Aufgaben steigt der monatliche Verdienst im Mittel auf 6’995 Franken.
Welche Berufsperspektiven hat man als Beleghebamme?
Beleghebammen leisten einen unverzichtbaren Beitrag für Schwangere und Familien und begleiten sie durch einen ebenso spannenden wie emotionalen Lebensabschnitt. Der Bedarf an dieser persönlichen Betreuung ist hoch. Die Nachfrage ist mittlerweile um ein Vielfaches grösser als das Angebot. Die Berufsaussichten stehen daher sehr gut, insbesondere, wenn man Schwangeren attraktive Zusatzangebote in der Betreuung, wie zum Beispiel eine 24/7 Erreichbarkeit, unterbreiten kann.
Weiterbildung, Fortbildung und Berufsaussichten
Für frei tätige Hebammen, die Mitglied im Schweizerischen Hebammenverband (SHV) sind, besteht Weiterbildungspflicht. Durch Zusatzausbildungen können Beleghebammen zudem ihr Angebot zur Schwangerschaftsbegleitung erweitern. Frei tätige Hebammen müssen laut SHV innerhalb von drei Jahren Weiterbildungen mit insgesamt 75 sogenannter Log-Punkten absolvieren. Obligatorisch sind Weiterbildungen zu den Themengebieten “Reanimation des Neugeborenen” sowie “Reanimation des Erwachsenen”.
Wer sich zusätzlich weiterbilden möchte, hat die Möglichkeit, ein weiterführendes Masterstudium an der Berner Fachhochschule zu absolvieren. Darüber hinaus sind verschiedene Fortbildungen möglich, zum Beispiel im Bereich Akupunktur, Homöopathie, Aromatherapie oder Beckenbodentraining.
Wo findet man passende Jobs als Beleghebamme?
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