Fachkräfte in der Kindheitspädagogik, die ehemals als “Kindererzieher/innen” bezeichnet wurden, sind Fachpersonen, die für anspruchsvolle pädiatrisch-pädagogische Aufgaben zuständig sind. Sie entwickeln Bildungs- und Betreuungsangebote entsprechend dem Entwicklungsstand der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Dabei sind sie massgeblich für die Qualitätsentwicklung der Einrichtung, in der sie tätig sind, verantwortlich.
Der folgende Artikel thematisiert alle relevanten Aspekte rund um den Beruf des/-r Kindheitspädagogen/-in HF. Dabei wird neben Voraussetzungen, Aufbau und Inhalt des Studiums an der Höheren Fachschule auch auf den Berufsalltag, sowie auf Berufsperspektiven und Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Fachkräfte eigegangen. Der Begriff “Kindererzieher/in HF” ist dabei als Synonym zu sehen.
Was macht man im Bereich Kindheitspädagogik?
Fachpersonen im Bereich Kindheitspädagogik erstellen pädagogische Konzepte, dokumentieren die Entwicklung von Kindern und schaffen auf die Kinder zugeschnittene Lernumgebungen. In jedem Schritt berücksichtigen sie dabei den familiären und kulturellen Hintergrund der Kinder, sowie deren persönliche Fähigkeiten und Kompetenzen. Aber auch Führungsaufgaben fallen in ihr Verantwortungsgebiet. Hierzu zählt neben personellen und administrativen Tätigkeiten gegebenenfalls auch die Leitung der gesamten Betreuungsinstitution.
Wie läuft das Studium im Bereich Kindheitspädagogik ab?
Die Ausbildung im Bereich Kindheitspädagogik erfolgt in der Regel durch ein Studium an einer Höheren Fachschule (HF). Dieses kann bei vielen Anbieter/innen nicht nur als Vollzeitstudium, sondern oft auch als berufsbegleitendes Studium abgelegt werden. Es dauert meist zwischen zwei und vier Jahren. Wird es berufsbegleitend abgelegt, sind in der Regel mindestens drei Jahre einzuplanen. Das Studium schliesst mit dem Diplom zum/-r “Diplomierte/n Kindheitspädagoge/-in HF” ab, welches eidgenössisch anerkannt ist.
In der Schweiz wird das deutschsprachige Studium unter anderem an der BFF Bern, der BFS Basel und der Agogis-Fachschule in Winterhur und St. Gallen angeboten. Auch französischsprachige Studiengänge, zum Beispiel an der Haute Ecole et Ecole Supérieure de Travail Social in Valais und Sion sind möglich.
Voraussetzungen für das Studium
Das Studium an Höheren Fachschulen bietet den Vorteil, dass in der Regel keine gymnasiale oder berufliche Maturität nötig ist. Stattdessen reicht oft ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) aus. Für das Studium im Bereich Kindheitspädagogik HF genügt bei den meisten Fachschulen ein EFZ als Fachfrau/-mann Betreuung (FaBe) oder ein mindestens gleichwertiger Abschluss, sowie ein bestandenes Aufnahmeverfahren des Bildungsanbieters.
Oftmals muss auch ein Nachweis über Praxiserfahrung im Arbeitsfeld Kindheitspädagogik von mindestens 400 Stunden vorliegen. Für berufsbegleitende Studiengänge muss zudem ein Arbeitsvertrag mit einer geeigneten Einrichtung über eine mindestens 50-Prozent-Stelle als Kindheitspädagoge/-in in Ausbildung geschlossen worden sein.
Dauer und Aufbau des Studiums
Die Dauer und der Aufbau des Studiums unterschieden sich je nach gewählter Studienform (Vollzeit oder berufsbegleitend) leicht. Insgesamt umfasst das Studium zum Kindheitspädagogen/-in HF 3’600 Lernstunden. Folgende Tabelle gibt den Studienaufbau an der BFF Bern wieder. Diese verlangt ein bereits bestehendes, einschlägiges EFZ. Ohne ein solches einschlägiges Fähigkeitszeugnis erhöht sich die Zahl an Lehreinheiten und Lernstunden auf insgesamt 5’400 Stunden.
Lehrinhalt | Vollzeitstudium | Berufsbegleitendes Studium |
Kontaktstunden (Präsenzunterricht, Gruppenarbeiten, Praxisanalyse) | 1’200 | 1’200 |
Selbststudium | 600 | 900 |
Begleitete Praxis | 480 | 900 |
Einschlägige Berufstätigkeit | 720 | 720 |
Abschliessendes Qualifikationsverfahren | 600 | 600 |
Lernstunden insgesamt | 3’600 | 3’600 |
Inhalte des Studiums Kindheitspädagogik
Das Kindheitspädagogik-Studium gestaltet sich inhaltlich sehr vielfältig. An der BFF Bern umfasst es sieben Kompetenzbereiche, die verschiedene Thematiken ansprechen und Handlungskompetenzen gemäss dem Rahmenlehrplan des Bundes vermitteln.
Handlungskompetenzbereiche | Handlungskompetenzen |
Planung und Umsetzung von pädagogischen Handlungen | – Analyse der Lebenswelt der Kinder – Analyse der Entwicklungs- und Bildungsprozesse – Erarbeitung pädagogischer Konzepte – Anregung der Bildungskonzepte bei Kindern – Eingehen von Bildungs- und Erziehungspartnerschaften |
Begleitung und Unterstützung der Kinder im Alltag | – Aufbau und Gestaltung der Beziehung zu einem Kind – Entwicklungsfördernde und bedürfnisorientierte Raumgestaltung – Abstimmung des pädagogischen Handelns – Arbeit mit Kindergruppen |
Entwicklung der eigenen Berufsidentität (Funktion, Rolle, Aufgabe) | – Umgang mit herausfordernden und sich ändernden Situationen – Wahrnehmung und Reflexion der Berufsrolle |
Prozessevaluation und Dokumentation | – Analyse der pädagogischen Handlung – Dokumentation der pädagogischen Handlung |
Arbeit im professionellen Umfeld | – Teamarbeit – Kooperation mit Fachpersonen und Fachstellen – Netzwerkaufbau |
Weiterentwicklung des Berufsfeldes | – Gesellschaftliche und politische Zusammenhänge – Innovative Konzepte und Vorgehensweisen – Interessensvertretung |
Beteiligung an der Entwicklung der Organisation | – Übernahme von Führungsaufgaben – Qualitätssicherung – Interne und externe Kommunikation |
Was verdient man im Studium?
Während des Studium erhalten angehende Kindheitspädagogen/-innen keinen Lohn. Allerdings sind Studiengebühren zu entrichten. Diese liegen je nach Hochschule bei insgesamt 8’000 bis 18’000 Schweizer Franken. An der BFF Bern werden pro Semester beispielsweise 1’460 bis 1’600 Franken Semestergebühren fällig. Bei einigen Anbietern, wie der BFF Bern, werden die Kosten durch eine interkantonale Einigung von den Kantonen getragen.
Auch Kostensenkungsformen sind möglich. Die Agogis-Fachschule bietet beispielsweise eine Reduktion des Schulgeldes in Form eines Ausbildungsfonds an. Wird das Studium berufsbegleitend abgelegt, wird davon ausgegangen, dass der in der beruflichen Tätigkeit erwirtschaftete Lohn die Kosten für das Studium deckt.
Passt das Studium Kindheitspädagogik zu mir?
Die Arbeit in der Kindheitspädagogik ist besonders für Menschen interessant, die die Zusammenarbeit mit jungen Menschen und die daraus wachsenden Beziehungen schätzen. Neben Geduld und Verantwortungsbewusstsein sind auch eine hohe Belastungsfähigkeit und Flexibilität unabdingbar. Eine gute Kommunikationsgabe ist in diesem Beruf das A und O.
Kindheitspädagoge/-in Stellenangebote
Wie sieht der Berufsalltag im Bereich Kindheitspädagogik aus?
Diplomierte Kindheitspädagogen/-innen übernehmen eine elementare Rolle in der Betreuung, Erziehung und Bildung von Kindern. Mit ihrer pädagogischen Arbeit unterstützen sie die ganzheitliche Entwicklung des Kindes und fördern soziale, kognitive, sprachliche und kulturelle Kompetenzen. Sie sind in der Regel in leitenden Positionen (zum Beispiel als Gruppenleitung) angestellt.
Aufgaben im Bereich Kindheitspädagogik
Zu dem Aufgabenfeld im Bereich Kindheitspädagogik gehören sowohl pädagogische Aufgaben als auch Führungstätigkeiten. Diese entsprechen in der Regel den Handlungskompetenzen, die im Studium bereits erworben wurden. Das Kind und die Selbstreflexion stehen dabei stets im Vordergrund. Sie können ein wichtiger Bestandteil in Kriseninterventionsteams der jeweiligen Einrichtung sein.
Wo kann man im Bereich Kindheitspädagogik arbeiten?
Im Bereich Kindheitspädagogik gibt es verschiedene Arbeitsfelder. Die Fachkräfte arbeiten beispielsweise in Einrichtungen zur Vorschulbetreuung, sowie in Tagesstrukturen zur Betreuung von Schulkindern, wie Krippen, Kindertagesstätten, Tagesheime, Horte, sowie Fach- und Vermittlungsstellen. Ausserdem können sie die Animation in Freizeit- und sozialpädagogischen Ferienangeboten übernehmen. Schliesslich sind sie auch in der Familienpflege und in stationären Einrichtungen für Kinder, wie Kinderheimen, tätig.
Was verdient man im Bereich Kindheitspädagogik?
Im Durchschnitt verdienen Fachkräfte im Bereich Kindheitspädagogik 56’327 Schweizer Franken jährlich, inklusive dem 13. Monatslohn. Das Schweizer Lohnbuch 2024 gibt für solche Fachkräfte mit vorliegendem Diplom nach HF-Abschluss im Sozialwesen sogar einen jährlichen Verdienst von 69´602 bis 82´797 Franken brutto an, was monatlich (bei 13 Löhnen) 5´354 beziehungsweise 6´369 Franken entspricht.
Kindheitspädagoge/-in Stellenangebote
Welche Berufsperspektiven hat man im Bereich Kindheitspädagogik?
Diplomierte Kindheitspädagogen/-innen arbeiten in einem dynamischen Berufsfeld mit vielen Herausforderungen. Einerseits steigt die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder, andererseits wachsen die Ansprüche an die Betreuungspersonen und die Aufgabenfelder. Die Wichtigkeit dieser Fachpersonen als zentrales Bindeglied zwischen Kindern, Eltern, Schule und anderen Institutionen wird daher in Zukunft weiter zunehmen.
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Für die Weiterentwicklung im Bereich Kindheitspädagogik stehen zahlreiche Möglichkeiten offen. Beruflich und finanziell lohnend sind vor allem leitende Tätigkeiten. Eine Möglichkeit hierfür bietet das Ablegen der Höheren Fachprüfung (HFP) als Diplomierte/r Institutionsleiter/in im sozialen und sozialmedizinischen Bereich oder als Organisationsberater/in mit eidgenössischem Diplom. Auch ein Bachelorstudium, beispielsweise in sozialer Arbeit oder in angewandter Psychologie, kann bei entsprechender Vorbildung angestrebt werden.
Wo findet man passende Jobs im Bereich Kindheitspädagogik?
Passende Jobs in der Pädagogik findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Kindheitspädagoge/-in, Jobs als Sozialpädagoge/-in und Stellen in der Verwaltung.