Ein/e Sonderpädagoge/-in bekleidet einen verantwortungsvollen und sehr wichtigen Beruf. Ohne ausgebildete Sonderpädagogen/-innen hätten zahlreiche Kinder und Jugendliche mit Lernstörungen oder solche, die aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen, geringere Chancen, ihren Alltag sowie ihr gesamtes Leben bestmöglich bewältigen zu können. Die Fachkräfte öffnen ihnen jedoch die Türe zu einer bessere Zukunft.
Dazu bedarf es allerdings einer langen pädagogischen Ausbildung. Der folgende Artikel behandelt alle relevanten Fragestellung rund um diesen anspruchsvollen, aber gesellschaftlich immens wichtigen Beruf des/-r Sonderpädagogen/-in. Neben dem Studium werden auch der Arbeitsalltag und Berufsperspektiven beleuchtet.
Was macht man als Sonderpädagoge/-in?
Bei der Sonderpädagogik geht es um die Förderung von Kindern und Jugendlichen, die durch schwierige Lebenslagen und/oder Entwicklungs- und Lernschwierigkeiten beeinträchtigt sind. Ein/e Sonderpädagoge/-in beschäftigt sich mit Theorien sowie Konzepterstellungen und wendet praktische Massnahmen in Anpassung an den jeweiligen Förderbedarf, beziehungsweise an die vorliegende Beeinträchtigung, an. Das Ziel ist die Verbesserung körperlicher, geistiger und sozialer Entwicklungen, sowie bessere Bildungschancen.
Wie läuft das Studium zum/-r Sonderpädagoge/-in ab?
Die Ausbildung zum/-r Sonderpädagogen/-in erfolgt über ein Studium an einer Fachhochschule (FH) oder an einer Pädagogische Hochschule (PH). Meistens wird das Studium direkt als Master-Studium angeboten, für das ein entsprechender Bachelor-Abschluss oder ein anerkanntes Lehrdiplom vorliegen müssen. Das Studium kann entweder in Vollzeit oder berufsbegleitend in Teilzeit absolviert werden. Interessenten/-innen können sich zwischen zwei Vertiefungsrichtungen entscheiden: Der Heilpädagogischen Früherziehung oder der Schulischen Heilpädagogik.
Voraussetzungen für das Studium
Um als angehender/-e Sonderpädagoge/-in mit Vertiefungsrichtung studieren zu können, muss bereits ein anerkanntes Lehrdiplom, beziehungsweise ein Bachelor-Abschluss als Logopäde/-in, Psychomotoriktherapeut/in oder in einer ähnlichen Studienfachrichtung vorliegen. Die meisten Hochschulen verlangen zudem eine mindestens einjährige Berufserfahrung im pädagogischen Bereich.
Dauer und Aufbau des Studiums zum/-r Sonderpädagoge/-in
Das Studium zum/-r Sonderpädagogen/-in wird in der Schweiz an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Basel und an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich angeboten. Auch an den Pädagogischen Hochschulen (PH) in Bern, Wallis und Freiburg ist ein solches Studium möglich. Die FNHW und HfH bieten jeweils beide Vertiefungsrichtungen an, wohingegen die Pädagogischen Hochschulen nur die Schulische Heilpädagogik anbieten.
Das Studium an der HfH umfasst 90 ECTS-Punkte und dauert in der Regel zwischen drei und acht Semester, obwohl drei Semester in der Regel ausschliesslich durch ein Vollzeitstudium zu erreichen sind. Der zentrale Aufbau erstreckt sich über die drei Module Erziehungswissenschaften, Handlungswissenschaften und Berufspraktik. Wahlpflicht- und Wahlmodule, sowie die abschliessende Masterarbeit ergänzen den Modulkatalog. Es schliesst mit dem Abschluss “Master of Arts in Special Need Education” ab.
Inhalte des Studiums zum/-r Sonderpädagoge/-in
Die Inhalte des Studiengangs der zentralen Sonderpädagogik umfassen an der HfH Zürich Fachwissen über Beeinträchtigungen in den Bereichen Entwicklung und Lernen, Sozialisierung, Bildungs- und Ungleichheitsfaktoren, sowie Kommunikations- und Beratungslehre. Aber auch frühe Bildungswege und Inklusion in Schulen, pädagogische Diagnostik, Lern- und Entwicklungsdiagnostik, sowie Frühförderung sind Teil des Studiums. Abgerundet wird das Themenspektrum von Sprach- und Kulturwissenschaften, sowie berufspraktischer Sonderpädagogik, inklusive Rechtswesen und Praxisphasen.
Vertiefungsrichtung Heilpädagogische Früherziehung
Je nachdem, ob sich Interessenten/-innen für die Vertiefungsrichtung Heilpädagogische Früherziehung oder Schulische Sonderpädagogik entscheiden, fallen an der die verpflichtenden und zusätzlichen Wahlmodule unterschiedlich aus. Welche Module die Studierenden der Heilpädagogischen Früherziehung an der HfH Zürich belegen, zeigt folgende Tabelle:
Vertiefungsrichtung | Module |
Heilpädagogische Früherziehung | – Heilpädagogische Grundkenntnisse – Heilpädagogik im Vorschulbereich – Heilpädagogische Grundlagen der Früherziehung – Früherkennung und heilpädagogische Diagnostik – Entwicklungsorientierte Interventionen für heilpädagogische Früherziehung – Elternbegleitung und Beratung |
Wahlmodule bei Heilpädagogischer Früherziehung | – Hören und Sehen I und II – Körperlich-motorische Entwicklungen – Chronische Erkrankungen – Schwere Mehrfach-Beeinträchtigungen – Autismus und heilpädagogische Früherziehung – Unterstützende Kommunikation – Berufspraxis I, II und III |
Vertiefungsrichtung Schulische Sonderpädagogik
Studierende mit Vertiefungsrichtung Schulische Sonderpädagogik haben weniger Grundmodule, dafür einen grösseren Pool an Wahlmodulen. Die folgende Tabelle gibt auch hier die Modulübersicht an der HfH Zürich an.
Vertiefungsrichtung | Module |
Schulische Sonderpädagogik | – Heilpädagogische Grundfragen – Diagnostizieren, partizipieren und fördern von Schulkindern und Jugendlichen bis 20 Jahren mit besonderen Bildungsbedürfnissen – Lehre heilpädagogischer Perspektiven in Sprache und Mathematik – Schulbezogene Heilpädagogik in Anlehnung an schweizerisches Bildungssystem |
Wahlmodule bei Schulischer Sonderpädagogik | – Heilpädagogische Grundlagen Lernen, Lernprobleme und Lehrsituationen – Heilpädagogisches Fachwesen sozial-emotionale Entwicklung I und II – Heilpädagogisches Fachwesen geistiger Entwicklung I und II – Heilpädagogisches Fachwesen Hören und Sehen I und II – Heilpädagogisches Fachwesen körperlich-motorischer Entwicklungen – Chronische Erkrankungen auf heilpädagogischer Basis – Schwere Mehrfach-Beeinträchtigungen – Förderung von Begabungen und begabten Schülern – Vorbeugung und Förderung von Sprach-, Mathematik- sowie Kommunikationsbeeinträchtigungen – Schulische Heilpädagogik im Bereich Autismus – Fachliche Begleitung beim Übergang von Schule in den Beruf – Beratung, Coaching, Organisations- und Schulentwicklungen – Multiprofessionelle Kooperationen – Deutsch als Zweitsprache – Berufspraxis I bis III |
Passt das Studium als Sonderpädagoge/-in zu mir?
Ob das Studium zum/-r Sonderpädagogen/-in für einen Interessenten/-in geeignet ist, hängt neben den ausbildungs- und berufsbedingten Voraussetzungen auch von persönlichen Eigenschaften ab. Unabdingbar ist hierbei ein Interesse an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sowie ein hohes Level an Empathie, Geduld, Kontaktfreudigkeit und Belastbarkeit. Aber auch eine gute Ausdrucksweise, ein selbstsicheres Auftreten und ein guter zwischenmenschlicher Umgang auf Augenhöhe sind für diesen Beruf von Nöten. Jedoch wird auch auf analytisches Denken und Verschwiegenheit bzw. Diskretion ein hoher Stellenwert gelegt.
Sonderpädagoge/in Stellenangebote
Was kostet das Sonderpädagogik-Studium?
Während des Studiums erhält ein/e angehende/r Sonderpädagoge/-in keinen Lohn. Allerdings fallen Studiengebühren an. Diese betragen je nach Hochschule im Durchschnitt um die 700 Schweizer Franken pro Semester für Schweizer Studenten/-innen. Studierende ausserhalb der Schweiz müssen mit höheren Gebühren rechnen. Hinzu kommen Mitgliedsbeiträge an die Fachschaft in Höhe von zehn Schweizer Franken, eine Anmeldegebühr von circa 200 Franken und eine Diplomgebühr von durchschnittlich 300 Franken.
Wie sieht der Berufsalltag als Sonderpädagoge/-in aus?
Der Berufsalltag von Sonderpädagogen/-innen ist vielseitig und abwechslungsreich. Im Vordergrund steht in den meisten Fällen der persönliche Kontakt mit Kindern und Jugendlichen, sowie koordinierende und leitende Tätigkeiten.
Aufgaben als Sonderpädagoge/-in
Sonderpädagogen/-innen erwartet unabhängig der Vertiefungsrichtung im Studium ein ähnliches Aufgabengebiet im späteren Berufsleben. Neben der Erarbeitung von Konzepten, Plänen, Aufgaben und Inklusionen steht die Vermittlung von Lerninhalten, sowie die Betreuung und Lernunterstützung der Kinder und Jugendlichen auf dem täglichen Programm.
Die Förderung körperlicher, geistiger und sozial-kompetenter Fähigkeiten wird durch Beratungen und Beobachtungen zur Erkennung von Problemen vervollständigt. Die Pädagogen/-innen arbeiten dabei eng mit Schulberatern/-innen, Ergotherapeuten/-innen, Psychologen/-innen und Eltern zusammen.
Wo kann man als Sonderpädagoge/-in arbeiten?
Sonderpädagogen/-innen können neben Sonder- und Förderschulen auch an Tagesstätten, Behinderteneinrichtungen und Einrichtungen mit betreutem Wohnen beschäftigt werden. Aber auch ein Einsatz in Beratungsstellen und öffentlichen Ämtern, wie dem Gesundheits- oder Jugendamt sind denkbar. Die Fachkräfte können ihre Expertise auch nutzen, um eine Karriere in der Wissenschaft und Forschung anzustreben.
Arbeitszeiten als Sonderpädagoge/-in
Die Arbeitszeiten von einem/-r Sonderpädagogen/-in hängen von der jeweiligen Tätigkeit ab. In der Regel liegt diese innerhalb der regulären Tagesöffnungszeiten an Werktagen. Je nach Einrichtung, in der man beschäftigt ist, sind aber auch Schichtdienste und Wochenend- und Feiertagsarbeit nicht ausgeschlossen.
Was verdient man als Sonderpädagoge/-in?
In der Schweiz bewegt sich der Lohn für Sonderpädagogen/-innen aktuell durchschnittlich bei circa 6’000 Schweizer Franken brutto pro Monat. Das entspricht einem Jahresverdienst von 72’000 Franken, bei 12 Monatslöhnen. Je nach Kanton, Arbeitgeber/in und Expertise kann der Verdienst variieren.
Sonderpädagoge/in Stellenangebote
Welche Berufsperspektiven hat man als Sonderpädagoge/-in?
Sonderpädagogen/-innen sind in der Schweiz sehr gefragt. Sie leisten eine wichtige Unterstützung in der Entwicklung insbesondere von Kindern und Jugendlichen und öffnen ihnen den Weg zu einer besseren Zukunft. Die Nachfrage nach den Fachkräften steigt stetig, ihre Berufsperspektive wird dementsprechend auch in Zukunft sehr gut sein.
Weiterbildung und Fortbildung
In ihrem Beruf haben Sonderpädagogen/-innen immer die Möglichkeit, sich weiterzubilden und sich auf entsprechende Fachrichtungen zu spezialisieren. Neben Erziehungswissenschaften und Neurowissenschaften wäre eine Schwerpunktsetzung beispielsweise auch auf die Bereiche Autismus oder dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) möglich. Weitere Fortbildungsoptionen bieten zum Beispiel Bildungsangebote zur klinischen Musiktherapie oder im Bereich Management und Leadership.
Wo findet man passende Jobs als Sonderpädagoge/-in?
Passende Jobs in diesem Berufsfeld findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Sonderpädagoge/-in, Jobs als Sozialpädagoge/-in und weitere Therapie-Stellenangebote.